Nachruf auf Walter Haug

Walter Haug (1954-2022)

Walter Haug

Am Donnerstag, 23. Juni 2022 um 11:13 Uhr schrieb Rainer Issler:

Hallo zusammen,
Ich habe heute in der Vermisstenangelegenheit Walter Haug beim Polizeiposten in Walzbachtal angerufen und nachgefragt, ob dort etwas über den Verbleib von Walter Haug bekannt ist.
Der zuständige Postenbeamte teilte mir am Telefon mit, dass Walter Haug vor zwei Wochen verstorben ist. Man hat ihn tot in seiner Wohnung aufgefunden.
Weitere Details konnte er mir am Telefon leider nicht mitteilen. Auch die Frage nach Angehörigen konnte er mir nicht beantworten. Er gab mir aber dann doch noch die Telefonnummer von der zuständigen Standesbeamtin, über die ich noch versuche weitere Informationen zu gewinnen, was eventuelle Angehörige anbetrifft.
Weiß vielleicht jemand von Euch, ob Walter Haug noch Angehörige hat?
Es tut mir sehr leid Euch diese Nachricht überbringen zu müssen, aber wenigstens haben wir jetzt Gewissheit, was mit Walter passiert ist.
Beste Grüße Rainer Issler

Walters letzte email-Mitteilung scheint diese gewesen zu sein:
7.6.2022 – 12h21 an seine Gruppe mit dem Betreff: War unsere Schlaitdorfer Gewölbekammer ein Herrschergrab?
Link zu einer Abbildung https://www.greecehighdefinition.com/blog/2018/1/24/3d-reconstruction-of-the-tomb-of-king-philip-ii-of-macedon-in-vergina
und folgende Zeilen:
Eine 3D-Rekonstruktion des Grabes von Philip II., Vater von Alexander dem Großen in Vergina, Macedonien. Es ist ein sog. Macedonisches Gewölbegrab, ganz ähnlich unserem bei Schlaitdorf entdeckten. Anbei auch ein Foto des Entdeckers Christian Mezger.
K. Walter Haug
Cairn-Forschungsgesellschaft

Volker Dübbers schreibt am 23.6.2022:

Walters Tod, von dem ich auch soeben erst durch die Email von Rainer Issler erfahren habe, ist natürlich ein schwerer Schlag für die Cairn-Forschung.
Kürzlich war er noch quicklebendig bei mir, um ein Interview über die Chronologiekritik mit Simon Rilling zu führen.
Hier ist der Link für alle, die ihn noch nicht haben:

#101 | Erkenntnisse der Chronologie-Kritik: Waren Mond- & Sonnenzyklus identisch? | Walter Haug – YouTube

Walter war sicherlich kein einfacher Zeitgenosse, der seine Forschung über alles stellte.
Ich forschte mit ihm schon seit fast 30 Jahren, in denen wir interessante Entdeckungen machten, uns darüber stritten und wieder vertrugen.
Er wird mir immer in Erinnerung bleiben.

Am 20.7.2022 fügt Volker etwas ausführlicher hinzu:

Seit 1989 war ich Bezieher der Zeitschrift “Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart” herausgegeben von Heribert Illig und Gunnar Heinsohn, später umbenannt in Zeitensprünge.
In der Ausgabe 4/95 las ich den Beitrag von Walter Haug “Keltische Megalithgräber in Süddeutschland?”, worin er seine These von den Hälden als (mögliche) Grabpyramiden u.a. anhand der Zwerchhälde von Sternenfels vortrug. Im Artikel werden auch die Ausgrabungen auf dem Auberg bei Bruchsal erwähnt, die ich gut kannte, weil ich in Bruchsal wohne.
Etwa 1998 entdeckte meine Frau in Kürnbach einen Reiterhof in einer alten Mühle. Etwas später kaufte ich mir ein Pferd, das ich dort unterstellte.
Wir ritten gerne durch alte Hohlwege in die bewaldeten Hügel. Dabei kamen wir auch in die alten Steinbrüche. Ich stellte fest, dass die Wände oft sehr glatt gebrochen waren, was eigentlich unüblich ist.
Seltsamerweise waren auch die Hälden trocken gemauert. Eigentlich erwartet man nur Aufschüttungen von dem nicht benötigten Bruch. Selbst die Steinbruchwände waren oft teilweise zugemauert.
Ich erinnerte mich an den Artikel von Walter Haug und nahm im September 1999 zunächst brieflichen Kontakt zu ihm auf. Dabei erfuhr ich, dass bereits am 29.04.1999 der Verein CELTICA VIPS u.a. mit Dr. Eugen Gabowitsch gegründet worden war. Eugen Gabowitsch hatte ebenfalls Beiträge in Zeitensprünge veröffentlicht und war mir als Chronologiekritiker bekannt. Etwa einen Monat später lernte ich Walter, Eugen und die anderen Mitglieder von CELTICA VIPS in Maulbronn in einem Café persönlich kennen. Von dort fuhren wir in den Steinbruch nach Schmie, wo sich ein Geologe vom Landesdenkmalamt angekündigt hatte. Leider brachten die Untersuchungen kein konkretes Ergebnis. Der Verein selbst wurde zwei oder drei Jahre später wegen Missstimmigkeiten wieder aufgelöst. Glücklicherweise hatten wir aber bereits eine beachtliche Breitenwirkung in der Öffentlichkeit und in Fachkreisen erzielt.
So begann jedenfalls eine lange, wenn auch oft schwierige Freundschaft, die bis zu Walters überraschendem Tod im Juni 2022 Bestand hatte.
Er kannte damals schon alle Steinbrüche, durch die ich seit gut einem Jahr in Kürnbach und Umgebung geritten bin, zeigte mir die Zwerchhälde in Sternenfels, seine Grabungen dort und weitere uralte Steinbrüche in der Region, die er seit 1990 schon erkundete. Wir begannen nun, diese gemeinsam zu erforschen. Dabei entdeckten wir in Kürnbach und Schmie mehrere Kammern.
2001 grub der Verein in Kürnbach an der Sommerhälde und legte die erste Kammer wieder frei. Wir veröffentlichten dazu 2001 das Buch “Unsere Dorfsteinbrüche – Die größten Megalith-Monumente der Welt? Reiseführer zu einer übersehenen Hochkultur” mit Walter Haug und Reinhard Schmid als Autoren. Letzterer war Kürnbacher und hatte viel historisches Material über seine Gemeinde gesammelt.
Später waren wir auch im Schwarzwald, im Elsass, In Horn-Bad Meinberg, in Würzburg und an vielen weiteren archäologisch interessanten Plätzen, wo wir die Hälden, mittlerweile “Cairns” genannt, ausfindig machten. Dabei lernte wir viele interessante Menschen kennen, von denen sich einige nach wie vor als Cairnforscher im Freundeskreis der Cairn-Forschungsgesellschaft betätigen und das Erbe von Walter Haug fortführen wollen.

Es ist traurig, dass er schon mit 67 Jahren verstorben ist. Er hatte noch so viel vor! Gerade 2021 und 2022 wurden fantastische Entdeckungen gemacht, die noch ausgewertet werden müssen.
Wir werden seiner bei unseren Exkursionen weiter gedenken. Er war es, der 1990 den “Stein” ins Rollen brachte, der unsere deutsche und mitteleuropäische Vorgeschichte umwälzen könnte.
Volker Dübbers

Gabriele Lukacs schreibt:

Ich lernte Walter vor über 10 Jahren auf Grund seines Buches über die Megalith-Pyramiden in Deutschland kennen. Ich hatte das Buch mit ungläubigem Kopfschütteln – wie wahrscheinlich viele andere auch – gelesen und sofort den Wunsch, diese angeblichen Entdeckungen mit eigenen Augen zu sehen. Auf Walters Einladung reiste ich also von Wien nach Stuttgart. Wir verbrachten eine ganze Woche mit Besichtigungen seiner „Fundstellen“. Mir blieb vor Staunen der Mund offen, da ich von derartigen Anlagen nie gehört hatte. Wir pirschten gemeinsam durch Wald und Flur und krochen in jeden gemauerten Gang auf der Suche nach Beweisen. Bald stellte sich heraus, wie sehr Walter unter der erbitterten Gegnerschaft der etablierten Archäologen litt. Er war aber so überzeugt von seiner Entdeckung, dass er sein Leben im wahrsten Sinn dafür opferte. Gesundheitliche Folgen seines Enthusiasmus hat er nie beachtet. Sein Vermächtnis aber wird bleibenden Wert haben. Eine junge Generation von Megalith- und Cairn-Forschern wird es übernehmen und mit zeitgemäßen Methoden Walters Entdeckungen bestätigen. Walter Haug hat mir die Augen geöffnet über ein vergessenes Kapitel der europäischen Geschichte, dafür bin ich ihm dankbar. Wir alle werden ihn vermissen.
Gabriele Lukacs

Sabriena Demelmayer schreibt:

Ich habe so etwas schon befürchtet. Nachdem er bei seinem “Schlaganfall” alles etwas auf die leichte Schulter genommen hat, hat er eine ordentliche Nachsorge sicherlich verweigert.
Ich kannte ihn persönlich nicht, war aber von seiner Arbeit sehr angetan. Menschlich gab es sicherlich einige Besonderheiten; aber niemand geht den Lebensweg in den Schuhen des anderen.
Er hat ein großes Werk geschaffen und dafür gelebt.
Hoffen wir, daß sich für seine Hinterlassenschaft würdige Nachfolger zeigen.
Dieses Wissen ist so wichtig; gerade jetzt in dieser technokratisch, satanischen Gesellschaft.
Es tut mir unsäglich leid! R.I.P Walter Haug
Bezüglich Familie hat er nur einmal erwähnt, dass er alle Brücken abgebrochen hat. Die Ämter kümmern sich i. d. R. aber um anonyme Bestattungen.
Eine Gedenkfeier auf einer eurer Exkursionen wäre doch schon ein schöner Gedanke.
Oder vielleicht auch eine kleine Tafel, irgendwo versteckt in Sternenfels.
Sabriena Mona-Lisa Demelmayer

Der Entdecker der Cairn-Kultur in Süddeutschland (Foto Maria Meriac)
… und in Kirchheim (Unterfranken) (Foto Maria Meriac)

Diese Rillen zur Schlußbearbeitung sind immer noch ein Rätsel.

Maurice Gernhaelter hat weitere Fotos beigesteuert:

Walter Haug zeigt einer Gruppe die Ausgrabung der Zwerchhälde in Sternenfels am 22. Nov. 2013:

Walter Haug zeigt einer Gruppe die Ausgrabung der Zwerchhälde in Sternenfels am 22. Nov. 2013 (Foto Maurice Gernhaelter)

Auf dem Marsberg in Würzburg Randersacker am 14. 4. 2017:

Auf dem Marsberg in Würzburg Randersacker am 14. 4. 2017 (Foto Maurice Gernhaelter)

Walter Haug hat sechs Artikel auf unserer Webseite:

Cairns in Deutschland? (2008) Hier auch auf französisch

Die Externsteine, noch eine 2000-Jahr-Feier (2008)

Giganten der Vorgeschichte (2006)

Kalenderfälschung – warum? (2006)

Die Runen und das etruskisch-venetische Alphabet (2005) deutsch und englisch

Megalithic cairns and stone chambers in Germany (2002) (englisch)

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