Die Runen und das etruskisch-venetische Alphabet

Ein chronologisches und kommunikationstheoretisches Problem

Der fundamentale Lehrsatz der Kommmunikationstheorie lautet: Es ist unmöglich nicht zu kommunizieren. Für jeden Sender einer Information gibt es einen Empfänger. Bezogen auf das Problem der alten und ältesten Schriftsysteme allerdings gibt es unbegreifliche Feststellungen der Historiker, die sich mit dem gesunden Menschenverstand nicht mehr nachvollziehen lassen.

Gerade das Problem der nordischen Runen und des etruskisch-venetischen Alphabets macht deutlich, dass hier chronologische Verwerfungen allergrößten Umfangs festzustellen sind. Piergiuseppe Scardigli beweist in seinem exzellenten, allerdings dem orthodoxen Chronologiesystem strikt unterworfenen Aufsatz “Zur Herkunft der Runenschrift aus der nordetruskischen Schrift” 1) anhand zahlreicher Schriftbelege die große stilistische und epigraphische Ähnlichkeit beider Systeme: “Die Belege für eine Verbindung zwischen dem nordetruskischen und dem germanischen Raum sind nunmehr unanfechtbar…” (!), muss dann allerdings resümieren: “Eine der zahlreichen ungelösten Fragen ist beispielsweise der zeitliche Abstand zwischen den Erscheinungsformen vorlateinischer Schrift in Norditalien… und den Runenzeichen…”

Hier legt der Autor die Hand tief in die schwärende Wunde der mittelalterlichen Weltgeschichts-Fälschungsaktion, ohne allerdings eine Antwort zu finden, denn immerhin handelt es sich hier um Zeiträume, die nicht weniger als 400 Jahre voneinander trennen – ein unbegreifliches dunkles Zeitalter, in der beide Schriftsystem völlig von der Welt verschwunden sind, und das von den letzten Jahrhunderten des 1. Jahrtausends v. Chr. bis in das 2. und 3. Jh. n. Chr. reicht. Umso unbegreiflicher ist dann, wie die etruskische Schrift urplötzlich wieder aus dem Nichts bei den Germanen in Skandinavien, im Alpengebiet, in Rumänien, England, bei den Alemannen, in Keltiberien usw. auftauchen kann, und das in kaum gewandelter Form. Fragwürdig sind nicht nur die ~ 400 Jahre. Wenn für die etruskische Schrift ein Verwendungszeitraum vom frühen 7. Jh. v. Chr. bis etwa 200 v. Chr. behauptet wird, für die nordischen Runen von etwa 200 n. Chr. bis ins 14. Jh. und mehr, dann klafft eine zeitliche Lücke von nicht weniger als 900 Jahren im Zeitpunkt, in dem beide Schriftsysteme starten.

Wozu aber äußerst ähnliche Schriftsysteme in fast ganz Europa, wenn mit ihnen angeblich nicht kontinental kommuniziert wurde? Eine hirnrissige Annahme! Die etruskisch-venetisch-germanischen Schriftsysteme können nur zur selben Zeit benutzt worden sein.

Wenn die etruskische Epoche aber bis ans 14. Jahrhundert heranrückt, wird der Zeitraum, in dem das Römische Imperium mit seiner lateinischen Sprache und Schrift existiert haben soll, eliminiert. Eine der provokativsten Theorien des Moskauer Chronologiekritikers Anatolij Fomenko 2) hat einen materiellen Beweis gefunden, beileibe nicht der einzige.

Wie sollen wir uns jetzt das Römische Reich überhaupt vorstellen? Wenn wir beide Zeiträume, die etruskische Epoche von etwa 700 v. Chr. bis ~200 v. Chr. und die Völkerwanderungszeit, das frühe und hohe Mittelalter der Germanen von etwa 200 n. Chr. bis ca. 1400, in Deckung bringen, wird erkennbar, dass Fomenkos These, die Römische Epoche und Kultur mit ihrer Architektur und Literatur sei identisch mit der Renaissance, bzw. lediglich ein virtuelles, durch zeitfälschende Literatur künstlich veraltetes Konstrukt dieser spätmittelalterlichen Epoche, stimmen könnte.

Römisch-antike Architektur ist in Wirklichkeit hellenistisch

Der Einwand, dass die Architektur der Römer ja im großen Maßstab nachweisbar ist und dass es deshalb die antiken Römer einfach gegeben haben muss, ist ein Trugschluss. Da diese Bauwerke im Mittelalter fast durchweg in Trümmern lagen und deshalb vor einer Epochen-trennenden Katastrophe entstanden sein müssen, sind sie nicht mit den kopierenden Bauwerken der Renaissance erklärbar. Es handelt sich bei diesen Bauten um Tempel und Arenen der hellenistischen Epoche, die in Italien etwa zur selben Zeit wie die etruskische Epoche beginnt und mit ihr parallel läuft, nach der orthodoxen Theorie jedoch nur in Sizilien und im Süden Italiens existent gewesen sein soll. Die vielen antiken, angeblich römischen Bauwerke können also auch nur mit einer Kultur in Verbindung gebracht werden, die griechisch sprach.

Die römische Literatur ist Renaissance-zeitlich

Alle schriftlichen Zeugnisse aus angeblich römischer Zeit in lateinischer Sprache und Schrift, die Cäsaren-Biographien, Tacitus, die Staats-Philosophen und vieles mehr, sind demzufolge allesamt gefälscht und erst nach 1400 entstanden. Auch Wilhelm Kammeier 3)4)5) hat schon in den 30er Jahren des 20. Jh. erkannt, dass Mittelalter und frühes Christentum Fälschungen der Humanistischen Epoche sein müssen. Die Frage nach dem Motiv dieser Fälschung stellt sich – und die Antwort kann nur im Kern des Christentums, der mit absoluter Macht regierenden Ideologie dieser Zeit, gesucht werden, im christlichen Kalender, der einzig und allein auf der historischen Authentizität Jesus Christus fußt. Die Zweifel unter Historikern an der tatsächlichen Existenz des Heilands sind groß. Die gefälschte Datierung von Epochen und Kulturen (z. B. der etruskischen und keltisch-germanischen) verdeutlicht, wenn mehr als 1000 Jahre aus dem Kalender zu streichen sind, daß er keinesfalls zu dem angegebenen Zeitraum vor über 2000 Jahren gelebt haben kann. Wie diese Kalenderfälschung erst um etwa 1500 A. D. durchgeführt wurde, soll in einem folgenden Artikel dargestellt werden.

Die lateinische Sprache und die lateinische Schrift werden auch jetzt schon von der Geschichtswissenschaft chronologisch nach der etruskischen eingeordnet. Folglich kann auch nicht vor etwa 1400 mit der Einführung der lateinischen Schrift in ganz Europa gerechnet werden, und damit wird klar, daß Deutsche und Römer bzw. Italiener zur selben Zeit die lateinische Schrift einführten. Ein anderes Vorgehen wäre auch Unsinn gewesen. Die Schrift dient nun mal der Kommunikation. Ein einseitiges Vorgehen hätte niemanden etwas gebracht. Dem Sender hätte der Empfänger gefehlt.

Damit löst sich für den Autor auch eines der großen Rätsel seiner Schuljahre, nämlich warum die Germanen angeblich unfähig gewesen wären, die lateinische Schrift zu lernen und mit den Römern zu kommunizieren. Die Archäologie und Geschichtswissenschaft kann ja keinerlei Belege für einen Schriftkontakt beider Kulturen feststellen. So dumm können unsere Vorfahren wirklich nicht gewesen sein, keinesfalls weniger intelligent als Kolonialvölker der vergangenen Jahrhunderte, die allesamt die Schriften ihrer Eroberer lernten und fleißig gebrauchten.

Waren die Römer in Wirklichkeit Goten?

Wo aber kommen nun die Römer her? Wann erscheint die lateinische Sprache und Schrift? Man kennt ja die Bibel des Wulfila, der sog. Codex Argenteus, der angeblich im 6. Jh. in Oberitalien geschrieben wurde. Seine Sprache soll gotisch sein. Dieses Werk ist faktisch “das älteste germanische Schriftzeugnis im Sinne der Buchliteratur”. Ein starker Einfluß des byzantinischen Kulturkreises ist erkennbar. Wulfilas Vater war Gote, seine Mutter stammte aus dem Gebiet der heutigen Türkei. Er selbst hatte römische Bildung und war Anhänger des Arius, also Arianer. Ab 341 betrieb er im Auftrag des Patriarchen von Konstantinopel 7 Jahre lang Missionsarbeit nördlich des Donau-Limes. Im Zuge dieser Missionsarbeit entstand seine Bibelübersetzung, für die er ein “gotisches Alphabet” aus Runen und griechisch-römischen Buchstaben erfand.

Es stellt sich die Frage, ob sein Werk in germanischer Sprache , das ausschließlich für die Völker des Nordens gedacht und unabdingbarer Teil seiner Missionsarbeit war, tatsächlich die gotische Sprache wiedergibt. Kann also die gotische Sprache gar nicht germanisch sondern romanisch gewesen sein? Uwe Topper 6) hat sich mit dem grundlegenden Problem der gotischen Sprache beschäftigt. Wie hat diese Sprache überhaupt ausgesehen? Wo sind noch Reste dieser alten Sprache erhalten geblieben? In Frankreich und Spanien sollen die Westgoten ein großes Reich gegründet haben, also müssen in den dortigen Sprachen noch viele Spuren dieser ausgestorbenen Sprache zu finden sein. Doch laut Wörterbuch der spanischen Real Academia sind die einzigen 5 Wörter lautmalerischer Art, können also genauso gut von lallenden Babys erfunden worden sein. Topper folgert daraus, dass die gotische Sprache in Wirklichkeit das alte Romanze, eine Form der Romanischen Sprachfamilie ist.

Sprachen die Goten also romanisch, kommen sie aus Romania, dem heutigen Rumänien? Das Ursprungsgebiet der Goten wird ja ebenfalls am Schwarzen Meer lokalisiert. Damit wird die Ausdehnung des Römischen Reiches gerade umgekehrt: Nicht von Rom in den Osten, sondern in die gegenteilige Richtung.. Erst mit der Eroberung Roms durch die Ostgoten gelangt die lateinische Sprache und Schrift in die ursprünglich etruskisch-hellenistische Metropole.

Ein weiteres Indiz findet sich bei Mauro Orbini, der 1601 eine bizarr wirkende Weltgeschichte verfasste, bei der wenig mit der heute gültigen übereinstimmt. Bei ihm stammen die Slawen aus Skandinavien und siedelten sich auf dem Balkan an, von wo aus sie ein eigenes Reich gründeten. Das für den Autor Rätselhafteste in diesem Buch aber ist die Beschreibung einer Adelsfamilie namens Balsi 7), deren Wappen einen Siebenstern auf einer dreistufigen Pyramide zeigt, in einer Form verzerrt (Sternzacken zeigen nach oben und unten und symbolisieren damit die Vertikale), die man nur noch im Wappen der Ritter von Sternenfels über dem Kirchenportal dieser kleinen Kraichgaugemeinde findet. Die Abstammung der Familie Balsi aber wird als “gotromanisch” bezeichnet. War dieses Reich der Slawen im Osten also in Wirklichkeit des Reich der Goten (Römer), das sich ebenfalls bis Konstantinopel erstreckte, also Ostrom?

Wulfilas Mutter stammte aus Kleinasien. Dort aber hatten die Kelten, genauer die Volcae unter Bolgios (Bulgaria) ein Königreich gegründet. Aber auch die Germanen, besser die Deutschen, gründeten während der Kreuzzüge dort einen Kreuzfahrerstaat. Städte wie Germanopolis erinnern heute noch daran. Da solche Ereignisse in ähnlichen Epochen nach Fomenkos historio-kritischer Methode in Deckung zu bringen sind, ergeben sich ganz neue Aspekte. Hat Wulfila Germanisch also von seiner kleinasiatisch-keltischen Mutter gelernt?

Kelten sprachen germanisch

Bezüglich der etruskisch-venetisch-germanischen Schriftsysteme sind die weiteren Schlussfolgerungen ebenso überraschend. Etrusker werden im gegenwärtig gültigen Vorgeschichtsschema als zeitgleich mit Kelten gesehen. Lebhafter Handel ist reichlich belegt. Bis heute konnte kein materieller Nachweis einer keltischen Sprache des Kontinents gefunden werden (im Gegensatz zum Gälischen der Britischen Inseln, das heute noch lebendig ist), nicht ein einziger Satz ist überliefert, ja die keltische Sprache soll hier lediglich in landschaftlichen Bezeichnungen (Berg-, Fluss-, Flurnamen, etc.) überliefert worden sein. Nun, nachdem die Epochen in Deckung gebracht worden sind, ist klar, dass die zahlreichen Runeninschriften in germanischer Sprache von den Kelten stammen müssen, die Kelten Deutschlands also germanisch sprachen, und zwar ein vielfach nachweisbares archaisches Urgermanisch.

Slawen in Süddeutschland

Überraschend für viele dürfte auch sein, dass in vielen Gegenden Süddeutschlands slawisch gesprochen wurde, rein slawische Ortsbezeichnungen geben Aufschluss über die einstige Besiedelung 8). Bilinguale Ortsbezeichnungen wie Birkenfeld bei Pforzheim in unmittelbarer Nachbarschaft zu Brötzingen, das in slowenisch ebenfalls Birke (brezje) bedeutet, oder Berghausen bei Karlsruhe neben Grötzingen, das ebenfalls einen Berg oder Hügel (gric) bezeichnet, machen deutlich, dass Germanen und Slawen unmittelbar nebeneinander siedelten. Diese Slawen, da gehe ich mit Gert Meier und Uwe Topper konform, darf man als die von griechischen und römischen Geographen schon früh erwähnten Veneter erkennen, die überall in Europa nachweisbar sind und die natürlich von Venedig bzw. Venetia aus per See- und Flussschifffahrt den interkontinentalen Handel der Vorzeit betrieben haben müssen. Ein etruskisch-venetisches Alphabet verbreitete sich demzufolge mit den Handelsbeziehungen, mit den Wandalen bis Nordeuropa und Nordafrika. Und die immer noch nicht verstandene Sprache der Etrusker muss eine Urform des Slawischen bzw. Slowenischen gewesen sein 8) .

Ein komplette, völlig übersehene Hochkultur

Damit wird aber auch immer deutlicher, dass die Kultur des Nordens ebenso hochstehend gewesen sein muss, wie die des Südens, denn man beherrschte gleichermaßen denselben, lediglich angepassten und modifizierten runischen Formelschatz, eine Tatsache, die Scardigli eine “auf strenger Organisation beruhende Kontinuität” ahnen läßt.
Wie aber soll man sich diese Kontinent-übergreifende kulturelle Organisation vorstellen? Widerspricht diese Auffassung doch allen bisher gepflegten Plattitüden von Germanenstämmen und ihrer Unfähigkeit zu staatlicher Organisation, wie man bei Tacitus herauslesen muß.

Die Entdeckung von steinernen Kolossal-Monumenten in Felsausbrüchen des Mittelgebirges 9) macht deutlich, daß hier eine komplette Hochkultur mit ihren materiellen architektonischen Zeugnissen völlig übersehen wurde. Die Mehrzahl der riesigen Bauwerke (Seitenlängen von bis zu 250 und 440, ja 550 m) sind Langgräber, von denen die meisten verschüttete oder sogar noch intakte Stufen zeigen, wie ähnliche als Pyramiden bezeichnete Bauwerke auf den Kanaren. Damit handelt es sich um eine dem Gebirgsland und seinem Steinvorkommen angepasste Form norddeutscher und nordeuropäischer Hünengräber.

Der flächendeckende Bau dieser hochherrschaftlichen Grabbauten aber erforderte gewiss eine differenzierte gesellschaftliche Organisation. Hier waren Baumeister am Werk, die rechnerisch kalkulieren und konstruktiv planen konnten, die Trigonometrie und Geometrie beherrschten, und dazu natürlich ein Schrift- und Zahlsystem beherrschen mussten, die Runen (jeder Buchstabe hatte einen Zahlwert).

Sind unter dem Wust an gefälschten Geschichtsdokumenten Hinweise darauf zu finden, wie wir uns diese Hochkultur und ihr Staatswesen vorstellen können? Sicher, man muss nur die dem frühen und Hochmittelalter zugeschriebenen Schilderungen als keltisch-germanisch erkennen, vom christlich-klerikalen Zierwerk befreien und man hat die eigentlichen Regenten, gallo-romanische Cäsaren und keltisch-römische Kaiser. So wird aus Barbarossa, dem schwäbischen Fürsten und Kaiser des heiligen Römischen Reichs deutscher Nation der letzte keltisch-germanische Kaiser. Wie dies zu begründen ist, erfordert weitere ausgearbeitete Artikel, welche die umfangreichen Forschungsergebnisse der Zeitrekonstrukteure und ihre Schlussfolgerungen vorstellen sollen.
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Anmerkungen

1) Piergiuseppe Scardigli, “Die Etrusker und Europa”, Fabbri Editori, Paris 1992
2) Anatolij Fomenko, “Emperico-Statistical Analysis of Narrative Material…”, Kluwer Academic Publishers, Dordrecht 1994
3) Wilhelm Kammeier, “Die Fälschung der deutschen Geschichte”, Leipzig 1935
4)     – “Rätsel Rom im Mittelalter”, Leipzig 1937
5)     – “Dogmenchristentum und Geschichtsfälschung”, Leipzig 1938
6) Uwe Topper, “Die Große Aktion” (Tübingen 1998)
7) Mauro Orbini, “Il Regno degli Slavi – Origine degli Slavi et Progresso dellÌmperio Loro”, Pesaro 1601, München 1985
8) Savli / Bor, “Unsere Vorfahren – Die Veneter”, Wien 1988
9) K. Walter Haug, “Die Entdeckung deutscher Pyramiden – Sensationelle Megalith-Ruinen einer versunkenen Hochkultur im Mittelgebirge”, Cernunnos-Verlag Walzbachtal 2003, ISBN 3-00-007639-5

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 Walter Haug  | Kraichgau (Karlsruhe) · 2005

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