Nova

Unklare Datierungsansätze für eine Nova

2006 / 2012  Uwe Topper 

Supernovae (Neusterne) sind keine periodischen Ereignisse. Ihr Alter war mit den Gesetzen der Himmelsmechanik bisher nicht berechenbar. Man konnte nur versuchen, eine Beschreibung einer Supernova in geschichtlichen Quellen zu finden und diese dann mit einem vermutlich jungen Stern gleichzusetzen. Zu diesem fragwürdigen Verfahren möchte ich hier Kritik äußern. Auf die gerade erst gefundene Möglichkeit, den Ausbruch einer Nova auch rein astrophysikalisch zu datieren, gehe ich am Schluß ein.

Die meistbeschriebene Nova in der Astronomiegeschichte hat es wahrscheinlich nie gegeben: den Stern von Bethlehem. Er ist eine Sagenverarbeitung für religiöse Zwecke. Zu jedem neuen Gott gehört auch ein neuer Stern, eine Nova. Die Geburt Jesu mußte auf diese Weise angezeigt werden, damit er standesgemäß in die Reihe der Götter aufgenommen werden konnte. Selbst die aufgeklärten Astronomen des 16. Jahrhunderts versuchten, diesem Mythologem gerecht zu werden und die Jesus-Nova („wir haben seinen Stern gesehen“, übrigens nur in Matthäus 2) wissenschaftlich einzugemeinden. Das klingt naiv, war aber zu jenem Zeitpunkt durchaus brennend wichtig. Die Scheiterhaufen der Inquisition loderten schon.

Johannes Kepler hatte 1604 in Prag eine Supernova beobachten können in unmittelbarer Nähe einer im Jahr davor erfolgten Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn. Kepler vermutete nun, daß eine Nova öfters mit diesen Planetenzusammenkünften auftreten müßte, und daß der Stern der Weisen zur Geburt Jesu ebenfalls eine Nova gewesen sein dürfte, denn im Jahre 7 v. Chr., das nach damaligen Berechnungen als mögliches Geburtsjahr Jesu betrachtet wurde, waren Jupiter und Saturn nach seiner Rückberechnung in einer dreimaligen Konjunktion zusammengetreten. Heute wissen Astronomen, daß es ein Trugschluß war anzunehmen, zwischen Nova und Planetenkonjunktion könnte ein Zusammenhang bestehen. Soviel war den Gelehrten zu Keplers Zeit bewußt geworden: Wenn es neue Sterne am Himmel gibt (und alte erlöschen können), dann ist das kirchliche Weltbild falsch, das eine einmalige unveränderbare Schöpfung der Welt forderte.

Der Zusammenhang von Nova und Planetenkonjunktion, wie es Kepler vormachte, ist heute lächerlich. Geblieben ist die Vorstellung, daß eine Nova einen Zeitpunkt – in diesem Fall das Jahr 1 der Zeitrechnung – begründen und rückwirkend verankern könnte. Bis heute ist man überzeugt, daß Novae geeignet seien, Zeitabstände zu markieren, indem sie mit „historischen“ Ereignissen gekoppelt werden. Der wichtigste Versuch dieser Art ist die Supernova im Krebs, die immer stärker untersucht wird, weil sie mit einer chinesischen Notiz in Übereinstimmung gebracht wurde. In jüngeren Darstellungen sind sogar arabische Hinweise zur selben Nova erwähnt worden.

Am meistbeschriebenen Untersuchungsobjekt will ich zeigen, wie der vermeintliche Datierungsfestpunkt „Gast-Stern“ (Nova) von „1054 n.Chr.“ im Krebsnebel bei genauerem Nachprüfen immer nebliger wird. Er stammt aus einer chinesischen Chronik und wurde neuerdings durch eine japanische Chronik „bestätigt“. Da die bisherigen Übersetzungen der chinesischen Texte (auf zwei Mitteilungen von Duyvendak 1942 fußend) nicht ausreichend gut waren und öfter diskutiert wurden, bietet der Sinologe und Astronomiekenner David Pankenier 2006 weitere Verbesserungen an, denn er hat ein „unabhängiges“ Dokument aus Japan als zusätzlichen Beweis für die chinesische Nova-Beobachtung gefunden. Seine Kritik läßt das Problem noch stärker hervortreten, wie er sachkundig erläutert:

Die chinesischen Astronomen des 11. Jh. arbeiteten mit vorzüglicher Genauigkeit; ihre Sternpositonen sind in cun angegeben, das entspricht etwa 0.1° (ein Zehntel Grad), „routinemäßig“ ist eine Genauigkeit von einer Mondbreite (ein halbes Grad) durchaus vorauszusetzen. Nur bei der Angabe über die Nova stimmt das nicht, hier wurde die Richtung zu Zeta Tauri, dem Referenz-Stern, statt mit 1.1° NO mit „etwa wenige cun“ SW angegeben, was der Autor als „unbeabsichtigte Vertauschung“ deklariert. Dabei wird die Schwierigkeit der Übersetzung der chinesischen Ausdrücke offen diskutiert, so daß der Leser den Eindruck bekommt, es könnte alles im sprachlichen Bereich geklärt werden; das ist nicht der Fall. Die Dokumente lassen durchaus verschiedene Übersetzungen zu (z.B. Konjunktiv statt Indikativ), und der inhaltliche Bezug ist eher astrologisch. Die Beobachtung der Nova wird als Voraussage auf einen hochwertigen Gast (am Kaiserhof) dargestellt, von einer Erfüllung ist aber nicht die Rede. Der Autor hebt hervor, daß es sich bei der Notiz um ein Zitat aus einem anderen Buch handelt, daß also hier ein Buchtitel genannt wird (das Buch ging verloren). Das Zitat ist vermutlich viel später erfolgt (ähnlich wie auch das andere dort vorkommende Zitat vom Qidan Königreich, wobei unklar bleibt, wieweit das Zitat reicht).

Strittig ist vor allem der Zeitpunkt der Beobachtung. Da im Bericht eine Sonnenfinsternis hinzutritt, die leider mit der NASA-Rückrechnung nicht eindeutig bestimmbar ist, wird das Datum selbst in Frage gestellt. Es werden zwei Sonnenfinsternisse vorgeschlagen (13. 9. 1053, partiell 0.53 um 14.2h – und 10. 5. 1054, partiell 0.39 um 16.9 h), wobei vermutlich sehr genau berechnet wurde, daß diese beiden Finsternisse im Abstand von acht Monaten in Peking beobachtet werden konnten. Da in der Chronik die Angabe „am Mittag“ steht, wird die Sonnenfinsternis von 1053 (zwei Stunden nach Mittag) zunächst als die etwas bessere herangezogen („modestly better“). Da aber alle Aussagen in dem chinesischen Text rein astrologischer Art und nicht astronomisch genau sein sollen, kann auf die wahre Uhrzeit der Finsternis kein Gewicht gelegt werden. Außerdem kann das Wort für „Mittag“ auch als „vierter Monat“ gelesen werden und bezieht sich dann auf die Finsternis von 1054, was der Autor (Pankenier) bevorzugt.

In einem anderen herangezogenen Text kommt das Datum für die Herbstgleiche vor: 16. September 1055. Pankenier hat gerade von diesem Datum der Gleiche ausgehend das Jahr 1055 für das der Abfassung des zitierten Textstücks als richtig erkannt. Hier habe ich einen Einwand: Die Gleiche müßte laut Efemeriden nicht am 16. sondern am 17. September kurz vor Mitternacht erfolgt sein. Das läßt sich auch auf traditionelle Weise grob berechnen: 325 AD war sie am 23.9., 730 Jahre später müßte sie etwas mehr als 5 ½ Tage eher erfolgt sein, am 18. 9., was für die Kirche, wenn sie mit dem Abend als Datumswechsel operierte, der 17. nach Sonnenuntergang wäre. Jedenfalls nicht am 16.! Dieses Datum würde in einen um ein Jahrhundert späteren Zeitraum fallen; das ist Pankenier nicht aufgefallen?

Pankenier zitiert dazu aus einer weiteren chinesischen Chronik („makellose Quelle“), die die Unglücksfolgen des „Halleyschen“ Kometen vom Jahre 12 v.Chr. in die Betrachtung über die Nova einbezieht. War der Halleysche Komet seitdem nicht mehr erschienen, daß der Chronist so weit zurückgreifen mußte, mehr als tausend Jahre? Hier gerät der Text zur Posse, zumal der Vergleich eines Kometen mit einer Nova astronomisch gesehen Unsinn ist; die Unbeweglichkeit des neuen Sterns war gerade das charakteristische Merkmal bei der Beobachtung „1055“ gewesen, wie in der chinesischen Notiz ausdrücklich betont wird. (Als Beweis für die Richtigkeit der tausend Jahre alten Voraussage – Komet gleich Unglück – wird angeführt, daß die betreffende Dynastie zwanzig Jahre später unterging. Hatte sich der Komet Halley zwanzig Jahre verfrüht?)

Eine Neuigkeit wird nun vorgestellt: eine gerade entdeckte japanische Quelle von etwa 1230, die zur Nova von 1053 („fast anderthalb Jahrhunderte nach dem Ereignis“, korrekt 176 Jahre später) ohne Angabe des Augenzeugen bemerkt, daß diese um 1–3 Uhr (kurz nach Mitternacht) gesehen wurde, also nicht am hellen Tage, wie von den beiden chinesischen Chronisten stets betont, auch nicht heller als Venus, sondern nur so hell wie Jupiter.

Aus sprachlichen und historischen Gründen wird dieser Text als unabhängige Mitteilung über die Nova dazugestellt.

Nun schreibt der Autor (und die meisten Forscher stimmen dem jetzt zu), daß die Monatsangabe im Text anerkanntermaßen um eins zu niedrig ist; die Erstbeobachtung der Nova hätte in Kyoto erst einen Monat später stattfinden können, sonst wäre sie nach heutigen Rückberechnungen nicht sichtbar gewesen. Der Referenzstern Zeta Tauri befand sich in Konjunktion mit der Sonne und war dadurch unsichtbar. Aber auch einen Monat später ist das noch problematisch, da der abnehmende Mond an diesem Tag recht nahe stand (21°) und mit seinem Schein nahe dem Horizont auch die sehr helle Nova überstrahlen würde. Diese war laut chinesischer Angabe nur am Tage sichtbar, heller als die Venus (die einem anderen Text zufolge erst drei Tage später aufging). Im japanischen Text ist sie so hell wie Jupiter (den man am Tage nicht sehen kann).

Als Schlußfolgerung bietet Pankenier an: Da die Beobachtungsdaten nicht stimmen können, wurden sie nicht während der Beobachtung gemessen sondern nachträglich fehlerhaft rückberechnet, und zwar durch die Chinesen selbst schon damals. Die Nova wurde nämlich in den ersten drei Wochen nur am Tage gesehen. Das war sicher ein aufregendes Schauspiel für jedermann. (Der Kaiser wurde erst nach einem Jahr davon benachrichtigt.) Und wieso soll man am Tage keine genauen Messungen machen können? Doch, das tat man, und nahm dann als Referenz einen Stern auf dem Himmelsglobus, der sicher zur Verfügung stand (sicher?), wobei natürlich (?) Fehler entstehen konnten, z.B. durch Uhrzeitmißlesung für den Meridiandurchgang. Da der Fehler weniger als zwei Grad beträgt (so viel, nämlich 1.1° plus „wenige“ 0.1°), ist das „kaum überraschend“. Außerdem handelt es sich in diesen Berichten ja gar nicht um astronomische Beobachtungsdaten, sondern um astrologische Folgerungen, hält Pankenier weiter zugute, wobei die genaue Position eine geringe Rolle spielte. Vermutlich, so der Autor, wurde die Anfangsposition der Nova hastig erstellt, um eine schnelle Voraussage für den Kaiser zu treffen (die ihm aber erst ein ganzes Jahr später zugestellt wurde).

In einer Anmerkung (4) erfahren wir, daß ein moderner chinesischer Autor 1990 dem alten Text ein Datum zugeschrieben hat: 20. Februar 1055, „aber es steht gar kein Datum im Text, und sowieso wurde diese Nachricht, wie ihr Schreiber klar sagt, erst ein volles Jahr nach Erscheinen der Nova verfaßt“, frühestens am 4. Juli 1055. Der moderne Chinese hat sogar den Begriff „ein volles Jahr“ als Namen eines Sterns gelesen.

Hier wird nicht nur gemogelt, hier sind auch Unfähige am Werk.

Nach Durchsicht mehrerer Chroniken, die von Jesuiten im 17. und 18. Jahrhundert übersetzt wurden, besonders in der Zusammenfassung von Biot, gab ich die Suche nach der Nova auf; sie kommt in dem genannten Zeitraum nirgends vor.

Wie ich von Ilya Topper erfahre, hat ein arabischer Autor für den fraglichen Zeitpunkt ebenfalls eine Nova vermerkt, Auch wenn hier die Überlieferungslage noch ungewisser wird, will ich das Beweisstück betrachten.

Im Jahre 1978 wurde der arabische Bericht eines nestorianischen christlichen Arztes, Ibn Butlan, entdeckt, der um 1086 AD im Irak gestorben sein soll. Darin wird die verheerende Beulenpest mit den typischen Merkmalen beschrieben, die wir von etwa 1350 in Europa kennen. Gleichzeitig – und das ist nun das überraschende – soll ein neuer Stern im Sternbild Zwillinge gesehen worden sein. Das würde zu den volkstümlichen Vorstellungen passen, daß schreckliche Ereignisse durch himmlische Zeichen (Kometen oder Konjunktionen, auch Novae) angezeigt werden.

Den Text des christlichen Arztes hat ein gewisser Ibn Abi Usaibia (1194-1270) in seinem Buch ʿUyūn ul-Anbāʾ fī Ṭabaqāt ul-Aṭibbāʾ („Quellen der Nachrichten über die Kategorien der Ärzte“) überliefert, etwa zweihundert Jahre später, wobei der neue Stern als Sirius bezeichnet wird (wohl seiner Helligkeit wegen), und das Datum für die Pest umgerechnet 1054 AD ergibt. Das ist treffend wieder das Datum des christlichen Schismas zwischen katholischer und orthodoxer Kirche, eins der wichtigsten Ereignisse der Kirchengeschichte überhaupt. Wir hatten es schon mehrmals mit katastrophalen Umwälzungen in Zusammenhang gebracht.

Die so treffend beschriebene Beulenpest würde allerdings alle Medzinhistoriker ins Grübeln bringen, denn man ist sich bisher einig, daß diese Art von Seuche vor etwa 1348 nicht gemeldet wurde, der Höhepunkt wird meist mit 1351 angegeben. Der Zeitabstand zwischen der arabischen und der europäischen Datierung beträgt 297 Jahre, ein Verschiebungsfaktor, der uns seit Heribert Illigs Forschung hinreichend bekannt ist.

Das besagt uns zwar immer noch nichts über den tatsächlichen Zeitabstand zwischen uns und der „Nova“, paßt aber in den Rahmen der gewohnten Geschichtsschreibung.

Astronomische Datierung

Seit einigen Jahren werden Methoden entwickelt, aus der Reststrahlung einer Nova zu ermitteln, wie lange es her ist, daß sie explodierte. Eine Kritik dieser Arbeit kann ich selbstverständlich nicht bringen, nur den Zusammenhang mit der Geschichtsforschung besprechen.

Der Astrophysiker Bernd Aschenbach (in Garching in Bayern) beschrieb 1999 einen Sternkadaver von 30 Millionen Grad Hitze in einer Entfernung von etwa 700 Lichtjahren von der Erde. „Die fremde Sonne ist vor rund 700 Jahren direkt in unserer kosmischen Nachbarschaft explodiert. Den Menschen im 13. Jh. könnte diese spektakuläre Supernova so hell wie der Vollmond erschienen sein,“ sagt Aschenbach (laut einem Artikel von Olaf Stampf in der Wochenzeitschrift Der Spiegel 18/1999, S. 246). Kann man nun doch eine Nova datieren?

Ansatzweise versucht man, die in Chroniken vermeldeten neuen Sterne mit den astrophysikalisch versuchsweise datierten Novae gleichzusetzen. Nur scheint mir, daß hier wieder dasselbe Problem vorliegt: Den Naturwissenschaftlern ist nicht bewußt, daß die Chroniken und sonstigen historischen Nachrichten hinsichtlich ihrer Zeitangaben völlig konfus sind, sobald sie den überschaubaren Zeitraum der letzten fünfhundert Jahre verlassen.

Hier ein Beispiel der Anwendung einer solchen neuen Untersuchung (leider ohne Autorenangabe aus dem internet etwa 1996): Es wurde vermutet, daß eine für den chinesischen Bereich auf 1181 AD rückerschlossene Nova und die, die Tycho Brahe 1572 beobachtete, dieselbe sein könnte, was angesichts der völlig unsicheren chinesischen Chronologie im Bereich des möglichen liege. Unzureichend war, daß nur die nördliche Breite der Nova (fast) dieselbe war, die Längenangabe wich um fast zwei Stunden ab (wir wissen leider, daß die Längenbestimmung vergleichsweise schwierig ist). Ferner stimmte die Helligkeit nicht überein: -1 für die chinesische, -4 für Tychos Nova. Auch diese Angaben besagen nicht viel, weil diese Beschreibung der Helligkeitswerte subjektiv ist.

Und nun kommt die neue Möglichkeit: Aus der Entfernung der Novareste wird die Radialgeschwindigkeit gefolgert und daraus die eventuelle Übereinstimmung oder Diskrepanz mit der historischen Nachricht. Beim Vergleich des aus der Berechnung der Radialgeschwindigkeit gewonnenen Alters mit der historischen Angabe ergab sich dann der Schluß, daß die beiden Beobachtungen nicht dasselbe Ereignis beschrieben haben können. Neben der Unsicherheit der astrophysikalischen Meßwerte, bei denen eine geringfügige Änderung schon zu klaffenden Abständen führt, ist die vorgegebene Chronologie der „Quelle“ das unsichere Element. Naturwissenschaftler sollten auf diese spektakulären Gleichsetzungen („Nova von Jesus endlich datiert“) verzichten.

Das zeigt besonders folgende Nachricht, ebenfalls im „Spiegel“ (20. 9. 2006) verbreitet: „Historische Supernova: Sternenleiche wird verjüngt.“

Eine bisher auf Grund der Fliehgeschwindigkeit der Sterntrümmer auf ein Alter von zehntausend Jahren datierte Nova muß nun mit zweitausend Jahren zufrieden sein. Die Explosion wird darum mit einer chinesischen Notiz über eine Nova aus dem Jahr 185 n.Chr. gleichgesetzt, auch wenn kaum weitere Anhaltspunkte als die zeitliche Nähe (2000 Jahre vor heute) dafür sprechen. „Warum es zu dem Datierungsfehler kam? Die Explosionsgeschwindigkeit sei bislang falsch eingeschätzt worden, schreibt Vink. Die (von einer neuen Sonde gelieferten) – exakteren – Messungen hätten ergeben, dass sich die Sternenreste viel schneller im All ausgebreitet haben und weiter ausbreiten als angenommen. Deswegen könnte jene Supernova, von der nur die Trümmer RCW 86 übrigblieben, nicht so weit zurückliegen, wie bislang vermutet worden war.“

Wenn eine ganz moderne Berechnung um das fünffache falsch liegen kann, dann könnte die Korrektur vielleicht auch mal um die Hälfte zu niedrig sein, wenn neuere Satelliten mit besseren Geräten ins All fliegen? Oder hat die chinesische Notiz doch insgeheim den Anstoß für eine Umberechnung gegeben? Diese Vermutung ist angebracht, weil (wie oben bei der Ausschließung der chinesischen Nova von 1181 AD) die historische Datierung als absolut verläßlich in Rechnung gestellt wird und bei der immer weniger zur Verfügung stehenden Menge von freien Novae der umgekehrte Fall, nämlich die Feinjustierung der sonst mit Jahrtausenden operierenden astrophysikalischen Berechnung, ein willkommenes Mittel zur Altersbestimmung wird.

(veröff. 2006; ergänzt 2012; enthalten in “Jahrkreuz” 2016, 232-239)

Literatur

Pankenier, David W. (2006): „Notes on Translations of the East Asian Records Relating to the Supernova of AD 1054” in: Journal of Astronomical History and Heritage, vol. 9, no. 1, p. 77–82

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