Polydore Hochart – Eine Spurensuche

Geburtsurkunde Polydore Hocharts (Blatt 102, lfd. Nr. 276 des amtlichen Registers)

Der französische Schriftsteller und Historiker Polydore Hochart (1831-1916) zählt zu den großen Unbekannten der Chronologiekritik, wenn man ihn denn überhaupt in diese Schublade packen sollte. Denn strenggenommen stellte er nicht die Jahreszählung infrage, sondern beschäftigte sich eingehend mit einigen Werke der Weltliteratur und Geschichte, deren Authentizität er mit wohlerwogenen Gründen anzweifelte. Alle seine Werke sind  nur im französischen Original verfügbar; kein einziges wurde ins Englische oder Deutsche übersetzt.

Polydore Pierre Etienne Philippe Hochart, wie er mit vollem Namen hieß, entstammte einer begüterten französischen Kaufmannsfamilie, die seit Generationen auf der Karabikinsel Martinique ansässig war.  Er wurde am 25. Oktober 1831 in der Hauptstadt Saint Pierre geboren.  Zeugen für den Eintrag ins nebenstehende Geburtsregister waren zwei Kaufleute, der Ire John Joseph Lawless, Konsul Großbritanniens auf Martinique, und der Großhandeskaufmann Henri Joseph Beyrines[1].

Sein Vater Pierre André Aimé Hochart, ein angesehener Großhändler und Reeder, der gleichfalls in Martinique geboren wurde, schickte den jungen Polydore zur Ausbildung auf eine im damaligen Frankreich hoch angesehene Eliteschule, das 1533 gegründete Collège Royal de Guyenne in Bordeaux, zu dessen Absolventen schon Michel de Montaigne und Joseph Juste Scaliger gehört hatten. Die Großmutter Polydores stammte aus Haiti, brachte aber seine Mutter Marie in Bordeaux zur Welt.  Ein Foto Hochart scheint es nicht zu geben, doch in einem Pass-Dokument, das dem damals 33jährigen Hochart 1864 für eine Reise nach Neapel ausgestellt worden war, wird seine dunkle Hautfarbe und schwarzes Haar und Bart vermerkt. Auf dem Collège in Bordeaux machte er seinen Abschluss als professeur agrégé de secondaire –  eine Art Masterabschluss, den es bei uns nicht gibt.[2] Er qualifiziert für die Lehre an Eliteschulen Frankreichs. Seine Abschlussarbeit wurde 1864 veröffentlicht.[3]

In diesem Beruf scheint er aber nicht, zumindest nicht sofort, tätig geworden zu sein, sondern arbeitete nach der Ausbildung für die Reederei seines Vaters, während er sich in seiner Freizeit literarischen und historischen Studien zuwandte. 1877 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück, um sich ganz seinen Studien in enger Zusammenarbeit mit der Universität von Bordeaux widmen zu können. Man schätzte ihn dort als Kenner der Antike, und als einen der ersten und kontinuierlichen Mitarbeiter an den Annales der Universität. Einige später auch in Buchform veröffentlichte Aufsätze (s. Werksverzeichnis im Anhang) erschienen zuerst in den Annalen. Hochart erwies sich im Laufe der Jahre als großzügiger Mäzen, der sich vor allem um die Universitätsbibiothek verdient machte. Seit 1890 war er Generalsekretär der Société des Amis de l’Université de Bordeaux.

Gemeinsame Interessen führten ihn mit dem späteren Wissenschaftshistoriker Paul Tannery zusammen. Der studierte Mathematiker Tannery hatte zunächst von 1865–1867 in der staatlichen Tabakfabrik in Lille gearbeitet und war anschließend in der Zentrale tätig. Ab 1874 hatte er die Bauleitung eines umfangreichen Projekts in der staatlichen Tabakfabrik von Bordeaux. In seiner Freizeit begann er, sich mit verschiedenen Themen der Geschichte der exakten Wissenschaften in der Antike sowie mit einer Reihe von philosophischen und philologischen Fragen zu beschäftigen. 1883 ließ er sich nach Paris versetzen, wo er wieder mehr wissenschaftliche Kontakte knüpfen konnte, Zugang zu Bibliotheken hatte und intensiv über die antike griechische Mathematik arbeitete. Im Januar 1888 wurde er zum Direktor der Tabakfabrik in Bordeaux befördert wurde.[4]  So verbrachte er zwei Jahre in der Stadt, in der er sich zum ersten Mal seines großen Interesses für die Geschichte und die antiken Sprachen bewusst geworden war. Der in Bordeaux sehr angesehene Polydore Hochart verschaffte ihm Zugang zu intellektuellen Kreisen der Stadt, in dem er ihn mit den Repräsentanten der dortige Gelehrtenwelt rund um die Universität bekannt machte. Daraus entstand eine Freundschaft, die bis zum Tod Tannerys währte. Beide hatte Entscheidendes gemeinsam. Tannery hatte zwar im Gegensatz zu Hochart ein Universitätsstudium absolviert – Mathematik -, war aber im Prinzip ein ganz ähnlicher Fall, da auch er seinen Wohlstand einer Tätigkeit außerhalb der Universität verdankte. Kenntnisse, die er sich ganz ähnlich wie Polydore Hochart nur durch private Studien angeeignet hatte.

Tannery nutzte seine Zeit in Bordeaux auch dazu, die Korrespondenz des französischen Theologen und Mathematikers Marin Mersenne für eine geplante Veröffentlichung zusammenzutragen.[5] Hochart half ihm dabei, Material über die Bordeaux-Korrespondenten von Mersenne zu sammeln – der erste Schritt zu einem großen Projekt, das Tannery jedoch nicht zu Ende führen konnte. Daneben arbeitete er zudem  an einer Studie über die griechische Astronomie, in der er versuchte, durch eine sehr detaillierte Analyse des Almagest einen Einblick in die verschiedenen Theorien von Ptolemäus zu gewinnen.[6]

Während Hochart es vorzog, als finanziell unabhängiger Privatgelehrter mit engem Bezug zur Uni Bordeaux zu leben, wäre Tannery am liebsten  Universitätsprofessor geworden. 1884 bis 1885 hatte er bereits in Paris neben seinem Beruf Privatvorlesungen über Mathematikgeschichte gehalten und lehrte auch von 1892 bis 1897 am Altphilologischen Institut des Collège de France. Denn in den Jahren 1890-1893 war er erneut in administrativen Funktionen in der Pariser Zentrale tätig und seit 1893 Direktor der Tabakmanufaktur in Pantin bei Paris. Seine Hoffnung auf die nach dem Tod des Comte-Schülers Pierre Laffitte vakante Professur für Geschichte der Naturwissenschaften am Collège de France erfüllte sich indes nicht. Trotz einstimmiger Empfehlung der Gutachterausschüsse (der Faculté und der Académie des Sciences) wurde er 1903 nicht berufen, weil das Ministeriumden heute  vergessenen russischen Kristallographen Grégoire Wyrouboff, einen positivistischen Philosophen mit wenig Kompetenz in Wissenschaftsgeschichte, bevorzugte, was in Frankreich und im Ausland für Empörung sorgte. Tannery starb nur ein Jahr später unerwartet an Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Ohne das Insistieren Polydore Hocharts, der ihm schon in Bordeaux bei der Recherche dazu behilflich war, hätte es die Veröffentlichung der umfangreichen Korrespondenz von Marin Mersenne (17 Bde.) wohl nie gegeben, wie der niederländische Mathematikhistoriker Cornelis de Waard, der die von Tannery nach seinem frühen Tod hinterlassenen Manuskripte im Auftrag von dessen Witwe mit herausgab, in seiner Einleitung hervorhob. Denn es war Hochart, der die Witwe Tannerys davon überzeugte und darin unterstützte, den kompletten Nachlass ihres Mannes zu veröffentlichen und dafür auch seine umfangreichen Notizen zu diesem Projekt zur Verfügung stellte.[7]

Seine Bücher hat Hochart übrigens nicht, wie oft behauptet, und auch in der französischen Wikipedia zu lesen ist, größtenteils unter dem rätselhaften Pseudonym H. Dacbert verfasst. Nur seine beiden ersten Werke, Sénèque et la mort d’Agrippine, étude historique und Étude sur la signification de quelques mots du Nouveau Testament, beide 1884 in Leiden bei Brill erschienen, nennen als Verfasser einen H. Dacbert. Hochart kombinierte hier den Nachnamen seines Großvaters väterlicherseits, Louis H[ochart] und den Mädchennamen seiner Großmutter Marie Thèrèse Dacbert.[8] Alle nachfolgenden Werke sowie seine Artikel in zeitgenössischen Journalen wie z.B. den Annalen der Universität Bourdeaux zeichnete er mit seinem richtigen Namen.

Schon zu Lebzeiten waren seine Werke alles andere als unumstritten. So vertrat er 1884 in seiner Schrift Persécution des chrétiens sous Néron (Annales de la Faculté des lettres de Bordeaux, 1884) die Ansicht, dass Tacitus’ Passage über die Verschwörung gegen die Christen und die darauf folgende Verfolgung eine betrügerische Interpolation eines kopierenden Mönchs sei, der stark von Tertullians Apologetik inspiriert war.

Anthony S. Barrett fasst in seinem Buch Rom brennt! die wichtigsten Argumente Hocharts zusammen:

„Hochart erklärte, der ganze Abschnitt aus Tacitus’ Annalen, der von der Verfolgung nach dem Brand handelt, sei eine Interpolation, die einige Zeit vor Sulpicius Severus in den Originaltext eingefügt wurde.114 Zugunsten von Hocharts Vorschlag muss man anmerken, dass das „Christenkapitel“ (Annalen 15,44,2–4) abrupt eingeleitet wird und ebenso abrupt endet. Die gesamte Passage ließe sich streichen, ohne den Gedankengang ernsthaft zu stören.“

„Suetons Verweis auf Neros Bestrafung der Christen sei eine weitere Interpolation und der Briefwechsel zwischen Plinius und Trajan eine Fälschung.“

Hochart argumentierte wie folgt[9]:

  • Es ist mindestens ebenso wahrscheinlich, dass die Anschuldigung, Rom in Brand gesteckt zu haben, vom Volk gegen Nero erhoben wurde; er behielt seine ganze Popularität nach der Katastrophe. Daher kann die Verfolgung nicht durch die vom Autor angegebene Ursache ausgelöst worden sein.
  • Die Juden, die in Rom lebten, kamen freiwillig dorthin, um den Beruf des Weissagens auszuüben, und sie waren weit davon entfernt, sich über die Aufnahme zu beschweren, die ihnen zuteil wurde, sondern sie waren bestrebt, in der Hauptstadt zu bleiben. Sie waren also in der Bevölkerung nicht verhasst. Es gab daher keinen Grund, ihnen das Verbrechen, die Stadt in Brand gesteckt zu haben, eher zuzuschreiben als anderen Ausländern.
  • Die Strafe des Feuers war damals in Rom nicht gebräuchlich. Die Prinzipien der Mäßigung und Milde waren die Regel der Staatsmänner bei der Bestrafung der Schuldigen; sie lehnten Grausamkeit bei der Anwendung der Strafe ab. Das Verbrennen von menschlichen Körpern mit Feuer war jedenfalls nicht möglich. Eine solche Barbarei hätte den damals allgemein vorherrschenden Vorstellungen widersprochen und wäre keineswegs mit Wohlwollen gesehen worden, sondern hätte Empörung hervorgerufen.
  • Schließlich können die Opfer auch nicht in den Gärten Neros den Flammen übergeben worden sein, da diese Gärten, so der Autor, als Zuflucht für die Bevölkerung dienten.

Obwohl sich die Forschung in der Zwischenzeit daran angenähert hat, wurden Hocharts Ansichten zu seinen Lebzeiten empört verworfen. Eine der frühesten Antworten kam vom britischen Tacitus-Herausgeber Henry Furneaux, der in einer Bemerkung schrieb:

Von einem neueren Autor wurde die gesamte Passage als christliche Fälschung angefochten, aber mit einer an sich schwachen Begründung, die, wie der Kritiker selbst sieht, einen ähnlichen Angriff auf andere Passagen bei klassischen Autoren dieser Zeit beinhaltet. Es mag genügen, darauf hinzuweisen, dass Sulpicius Severus, der an einer unbestrittenen Stelle (c. 37, 8) Worte des Tacitus abgeschrieben hat, auch einen Teil dieses Textes abgeschrieben hat (siehe zu § 3); auch ist der Stil durch und durch taciteanisch, enthält eine Reihe von Worten und Ausdrücken, die sonst vom Autor verwendet werden und mehr oder weniger charakteristisch für ihn sind, jedoch ohne eine so ausgefeilte Übertreibung, wie wir sie selbst bei einer geschickten Fälschung erwarten würden. Auch der Gegenstand ist nicht weniger charakteristisch, wenn wir den Kampf zwischen der extremen Bitterkeit und Feindseligkeit der allgemeinen Ansicht und dem Sinn für Offenheit und historische Treue bei der Behandlung der tatsächlichen Anklage gegen die Leidtragenden, die widerwillige und kaum anerkannte Sympathie, die vielen ungeklärten Schwierigkeiten, die seine offensichtliche Abneigung, länger auf dem Thema zu verweilen, als er helfen kann, zu bemerken. Es muss seltsam erscheinen, dass jemand, der die interpolierte Stelle bei Josephus oder den Briefwechsel zwischen Paulus und Seneca studiert hat, annimmt, dass wir es hier nur mit einer ähnlichen, aber etwas geschickteren Darstellung derselben Art zu tun haben.[10]

Während Hochart auch die Briefe Plinius des Jüngeren und Trajans für Fälschungen hielt, hielt Furneaux auch hier einen ähnlichen frommen Betrug („a similar pious fraud“) für völlig ausgeschlossen. „Es ist nicht einzusehen, welchen Zweck ein Christ mit diesen beiden Einfügungen verfolgt haben könnte.“[11]

Dass Hochart auch Tacitus Annalen und seine Historien als Fälschungen verwarf und sie als Erfindung des italienischen Renaissancegelehrten Poggio Bracciolini glaubte entlarven zu können, machte ihn zu einem völligen Außenseiter der Zunft. Dabei griff er eine Hypothese auf, die ein paar Jahre zuvor, 1878, von John Wilson Ross in seinem Buch Tacitus and Bracciolini: The annals forged in the XVth Century aufgestellt worden war.[12]

Uwe Topper hat die wesentlichen Passagen hier übersetzt.

Da Hochart in ihren Augen zu weit ging, ließ ihn ein Großteil der französischen Historiker spüren, dass man ihn bloß für einem Amateur hielt, einen angesehenen Lehrer einer höheren französischen Bildungsanstalt („honnête agrégé de l’enseignement secondaire français“), der aber keineswegs begnadet sei, sondern allenfalls von einer „skeptizistischen Attitüde“ besessen. Diese Bemerkung lässt darauf schließen, dass Hochart zu diesem Zeitpunkt als Lehrer an einem Collège oder Lycée gearbeitet haben muss, auch wenn nicht klar wird, wo genau.

Ein würdiger Nachfolger von P. Hardouin ist der Fall von Polydore Hochart, einem angesehenen Lehrer einer höheren französischen Bildungsanstalt, der zwei umfangreiche Oktavbände darauf verwandte, die Echtheit der Annalen und Historien des Tacitus zu bestreiten, die seiner Meinung nach Fälschungen aus der Feder des berühmten Humanisten des 15. Jahrhunderts, Poggio, seien. (…) Diese Hypothese stieß auf völlige Gleichgültigkeit, in Handbüchern oder Bibliographien wurde sie nicht einmal erwähnt. Dagegen hat derselbe Hochart aus ebenso fadenscheinigen Gründen das Buch X der Briefe Plinius des Jüngeren mit den berühmten Briefen X, 96-97 über die Christen in Bithynien verworfen. Da er hier eines der heftig umstrittenen Probleme berührt hat, wird er von denjenigen, die die Frage erneut gründlich untersuchen, beachtet und gebührend zitiert (selbst auf die Gefahr hin, dass man ihm mangelndes Urteilsvermögen vorwirft).“[13]

Ein Urteil, das bis heute nachwirkt und den Ruf Hocharts nachhaltig schädigte. [14]

Hocharts guter Freund Paul Tannery konnte sich mit dieser pauschalen Ablehnung nicht anfreunden, da er die Gründlichkeit und das fundierte Urteil Hocharts schätzte. Doch auch wenn er ihm wirklich wohlgesonnen war, so hat er doch in einem Brief an ihn (die République des lettres gab es damals noch!) sowohl seiner Zustimmung Ausdruck verliehen, als auch kluge skeptische Dämpfer eingebracht. Ich habe den Brief ins Deutsche übersetzt und hier in einem eigenen Artikel zugänglich gemacht. Hocharts zweites Buch über Tacitus scheint zugleich auch das letzte gewesen zu sein, das er veröffentlicht hat. Da die Annalen der Universität nach 1894 anscheinend nicht mehr erschienen sind, fiel auch dieses Publikationsmedium aus. Warum Hochart 22 Jahre vor seinem Tod seine zuvor rege Publikationstätigkeit eingestellt hat, ob es an den massiven Widerständen, die ihm aus akademischen Historikerkreisen entgegengebracht wurden, oder an persönlichen Umständen lag, habe ich leider noch nicht herausfinden können.

Die Leistungen dieses bescheidenen Gelehrten würdigte der französische Althistoriker George Albert Radet, Dekan der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bordeaux, in seinem Nachruf auf Hochart:

„Am 18. Februar 1916 starb in Bordeaux einer der frühesten Mitarbeiter unserer Annalen, Herr P. Hochart, der durch vielfältige Bande mit den antiken Studien und unserer Universität verbunden war. Es genügt, hier an seine wichtigsten Arbeiten zu erinnern: Études au sujet de la persécution des chrétiens sous Néron, i885; Études sur la vie de Sénèque, même date; Études d’histoire religieuse, 1888; De l’authenticité des Annales et des Histoires de Taccite, 1890; Nouvelles considérations au sujet des Annales et des Histoires de Taccite, 1894. Als 1890 die Société des Amis de l’Université de Bordeaux gegründet wurde, wurde M. Hochart ihr sehr aktiver und engagierter Generalsekretär. Er war eine hochgebildete und großzügige Persönlichkeit, die es liebte, Gutes zu tun. Unsere Universitätsbibliothek wurde bei seinen Zuwendungen nicht vergessen. Mehr als einmal bereicherte er ihre Sammlungen. Die Philosophische Fakultät hatte nicht weniger von seiner Großzügigkeit zu berichten. Er starb im Alter von fünfundachtzig Jahren, begleitet von allgemeiner Hochachtung. Wir ehren in ihm einen der besten Vertreter des intellektuellen Bordeaux vor einem Vierteljahrhundert, d. h. in der Zeit, in der die Erneuerung unserer Hochschulbildung stattfand. Sein Andenken wird uns zutiefst am Herzen liegen.“[15]

Werke Polydore Hocharts

La persécution des chrétiens sous Néron . In: Annales de la Faculté des lettres de Bordeaux,  2(1884), S. 44-167

Etude sur la signification de quelques mots du Nouveau Testament (E.J. Brill, 1884)

Dacbert, H. (Pseud. f. Hochart, Polydore): Études sur la vie de Sénèque. (E. Leroux, 1885)

Études au sujet de la persécution des chrétiens sour Néron (E. Leroux, 1885)

Le Symbole de la Croix. In: Annales de la Faculté des lettres de Bordeaux,  1(1886), S. 121-177

La religion solaire dans l’empire romain. In: Annales de la Faculté des lettres de Bordeaux,  1(1887), S. 36-100

Boccace et Tacite. Lèttre à M. L’Abbé N. Anziani — Préfet honoraire de la Bibliothèque Médicéo-Laurentienne à Florence. In : Annales de la Faculté des lettres de Bordeaux,  1(1890), S. 228-250

De l’authenticité des Annales et des Histoires de Tacite (Ernest Thorin, 1890)

Ėtudes d’histoire religieuse (E. Thorin, 1890)

Tacite et les Asprénas. In : Annales de la Faculté des lettres de Bordeaux,  1(1891), S. 228-250

Nouvelles considérations au sujet des Annales et des Histoires de Tacite (Thorin, 1894)

John Wilson Ross (1818-1878): Tacitus and Bracciolini. The Annals Forged in the XVth Century. (London 1878)

Anmerkungen

[1] Beyrine übrigens selbst einen Sohn namens Polydore hatte, der später Prediger auf den Antillen und in Südamerika wurde.

[2] In Frankreich ist ein professeurs agrégé de l’enseignement du second degré français ein Beamter des Bildungsministeriums, der den concours de l’agrégation de l’enseignement du second degré erfolgreich absolviert hat. Die meisten professeurs agrégés unterrichten in den Klassen des Lycée, aber auch in den Klassen der Collèges und im Hochschulbereich (classes préparatoires, BTS, IUT, Universitäten, Grandes Écoles). Hochart war also kein einfacher Sekundarschullehrer, wie oft behauptet, sondern vom Bildungsministerium für den höheren Dienst an Elite-Schulen vorgesehen. Selbst heute sind nur 11% der Sekundarschullehrer Frankreichs professeurs agrégés.

[3] Observations sur les classes d’adultes, présentées au comité d’administration de la Société philomathique, Bordeaux, impr. Gounouilhou, 1864

[4] ab 1893 kehrte er als Direktor der dortigen Tabakfabrik wieder nach Pantin bei Paris zurück.

[5] Mersenne hatte eine umfangreiche Korrespondenz mit führenden Gelehrten wie Galilei, Descartes,  Pierre Gassendi, Blaise Pascal und Pierre de Fermat geführt.

[6] Die Studie wurde 1893 in den Mémories de la Société des sciences physiques et naturelles de Bordeaux veröffentlicht.

[7] C. de Waard: A la mémoire de Mme Tannery. In: Revue d’histoire des sciences et de leurs applications, Bd. 2, 1 (1948), S. 90-94. Online hier

[8] Vgl. https://gw.geneanet.org/smaxwell?lang=fr&p=polydore+pierre+etienne+philippe&n=hochart

[9] P. Hochart: Études au sujet de la persécution des Chrétiens sous Néron. Kap VII, S. 219-221, hier in der Zusammenfassung von Barrett

[10] Henry Furneaux: Cornelii Taciti Annalium ab excessu divi Augusti libri. Bd. 2. Oxford 1891, S. 570f; online hier

[11]It is difficult to see what object a Christian could have proposed to gain by these two insertions.” (Furneaux, a.a.O., S. 571)

[12] John Wilson Ross: Tacitus and Bracciolini. The annals forged in the XVth Century. London: Disprose and Bateman 1878. Download hier

[13] So von M. Durry, dem Herausgeber der Werke Plinius des J. in Frankreich, Lettres (Bd. X), coll. «Budé», 1947, S. 70

[14] So sieht es noch 1975 der Historiker Henri Irénée Marrou:  De la connaissance historique. Paris: Éd. du Seuil 1975 (coll. Points Histoire), S. 130-139. Auszüge hier

[15] George Albert Radet: Polydore Hochart. In: Revue des Études Anciennes. Bd. 18, 1 (1916), S. 69. Online hier

siehe hierzu auf unserer Seite:

Uwe Topper: Hocharts Untersuchung des Tacitus
Paul Tannery: La Question de Tacite. Lettre à M. Hochart (übersetzt von Rainer Schmidt)
Jacques François-Marie Vieilh de Boisjoslin: Zur Authentizität der Annalen und Historien des Tacitus (übersetzt von Rainer Schmidt)

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