BärensteinExternstein

Der Bärenstein von Horn, gegenüber den Externsteinen

Projekt einer Spurensicherung

(gedruckt in Efodon-Synesis 5/2003, S. 43-44)

Dies ist kein archäologisches Gutachten sondern die persönliche Einschätzung eines Außenseiters, der sich zeitlebens mit diesen Dingen beschäftigt hat.

Nach den bahnbrechenden Entdeckungen von „Pyramiden“ (Hälden) durch K. Walter Haug im Kraichgau vor mehr als zehn Jahren sind in verschiedenen Gegenden Deutschlands entsprechende architektonische Strukturen entdeckt worden, wobei die herausragendsten bislang der Marsberg in Würzburg (2001) und der Bärenstein in Horn (1999) sein dürften. An beiden Entdeckungen hat der Autor entscheidend mitgewirkt.
Eine weitere Gruppe ist auf Anregung des Autors und mit seiner Hilfe im Schwarzwald durch Helmut Ruf gefunden worden, deren Auswertung schrittweise erfolgen soll. Insgesamt sind viele weitere Bauten in Deutschland und Österreich aufzuspüren, was durch die Veröffentlichungen und Vorträge von Walter Haug für ein breiteres Publikum möglich geworden ist. Die Bekanntmachung der Bauwerke zu ihrem Schutz und ihrer eventuellen Erforschung ist vordringlichste Aufgabe. Am 9. 5. 1999 hat der Autor in Köln eine kleine Gruppe von Interessierten auf die Entdeckungen von Haug hingewiesen.
Um auch den Behörden die Wichtigkeit des Schutzes dieser vorgeschichtlichen Denkmäler deutlich zu machen, sollte möglichst eine dieser Hälden (Cairn) in vorbildlicher Weise ausgegraben und zugänglich gemacht werden. Der Autor schlägt den Bärenstein von Horn vor, weil dieser durch seine Größe und seine Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Externsteinen eine besondere Rolle spielt.

Die Mehrzahl der neu entdeckten Hälden („Pyramiden“) hat große Ähnlichkeit mit dem megalithischen Bauwerk von Barnenez in der Bretagne, einer künstlichen Erhebung von 90 m Länge, 40 m Breite und 6 bis 7 m Höhe. Die deutschen Cairns können sich durchaus damit messen, einige sind bedeutend höher. Gemeinsam ist allen die Bauweise, nämlich aus lose aber sauber aufgeschichteten Bruchsteinen mit stufenförmigen Rändern und dolmenartigen Gängen ins Innere (siehe Abbildungen bei Haug). Ihre Ausführung bezeugt architektonische und handwerkliche Kenntnisse.
Vor einigen Jahrzehnten wurden die bretonischen Cairns von den Archäologen noch als Befestigungsanlagen oder gar als Steinbrüche behandelt und nicht der Untersuchung für Wert befunden. Um 1950 wurde auch einer der großen Tumuli von Barnenez durch eine Straßenbaufirma fast völlig abgetragen, bis man auf innere Kammern stieß, die wertvolle Grabbeigaben enthielten. Seitdem geht man in jener fernen Gegend etwas behutsamer mit den vorgeschichtlichen Zeugnissen um. Heute gehören sie zu den bestergrabenen Megalithbauten Frankreichs und bilden eine wichtige Turistenattraktion.
Weitere ähnliche Bauten werden laufend entdeckt und den Ämtern bekanntgemacht, die sich mit wachsendem Interesse dem Schutz und der Auswertung dieser Bauwerke widmen. Frankreich ist uns da um einige Nasenlängen voraus.

Für die deutschen Hälden und besonders den Bärenstein von Horn treffen dieselben Charakteristika wie für die bretonischen zu:
Es handelt sich um enorm große Bauwerke aus losem Gestein, deren Aufführung architektonische und handwerkliche Kenntnisse voraussetzt. Die Wände sind durch zahlreiche Stufen gegen Einsturz abgesichert. In den Bau führen lange Gänge hinein, die durch große Steinplatten gebildet werden. An einigen Stellen kann man auf der Oberseite an Vertiefungen erkennen, daß vermutlich Dachplatten gebrochen und die ehemaligen Kammern verschüttet sind.
Die megalithischen Hälden befinden sich häufig in Steinbrüchen oder neben hohen Felswänden, dies ist ein typisches Kennzeichen der deutschen Anlagen. Daraus hat man geschlossen, daß es sich um Abraumhalden handelt, was unsinnig ist und durch Walter Haug hinreichend widerlegt wurde (siehe Literatur Haug/Schmid 2001).
Auch am Bärenstein fehlen die hohen glatten Felswände nicht. Außerdem soll bezeugt sein, daß man von hier Steine abholte, die man zum Bau des Kölner Doms verwendete. Die Benützung der Örtlichkeit als Steinbruch wäre in zweierlei Weise erklärbar: Einerseits durch Abbau von Steinen aus den hohen Felswänden (bessere Steine liegen übrigens in unmittelbarer Nähe Kölns im Bergischen Land vor), oder durch Wiederverwendung der schon handlich gebrochenen Steine und großen Platten des Megalithbauwerks. Daß man sich der leicht zu gewinnenden Steine der vorgeschichtlichen Hälden und Hünenbetten in Deutschland bis zur Mitte des 19. Jh.s noch bediente, ist allgemein bekannt.
Die Wiederbelegung der vorgeschichtlichen Steinkammern in späterer („keltischer“ oder „germanischer“) Zeit ist zwar häufig festgestellt worden, aber nicht unbedingt Beweis für die kultische Verwendung der megalithischen Bauten. So sind auch nicht mit Sicherheit wertvolle Grabbeigaben im Bärenstein zu erwarten, bzw. deren Fehlen kein Argument gegen die kulturelle Bedeutung dieses Bauwerks. Dennoch fordere ich die – durchaus kostspielige – Ausgrabung und zumindest Absicherung dieses für uns und unsere Nachkommen wichtigen Überrestes der Kultur unserer Ahnen.

Zusatz

Meines Wissens war Haugs erste bedeutende Veröffentlichung seiner Entdeckung von Sternenfels auf der Machalett–Tagung in Horn 1992 erfolgt.
Walter Haug verwendet neben Hälde den eingeführten französischen Fachbegriff Cairn (bretonisch Carn), der durch deutsche Wörter wie Karn, Kern, Kürn usw., zu erläutern wäre, nämlich eine “steinbedeckte Grabkammer”, wie die korrekte wissenschaftliche und von englisch- und französischsprachigen Archäologen verwendete Definiton des ursprünglich keltischen Worts lautet. Die eingedeutschte Variante des uralten gesamteuropäischen Begriffs findet sich in Karner = Beinhaus (Raum zum Aufbewahren der Knochen Verstorbener).
Die Entdeckung des Bärensteindenkmals gab Haug auf einer Tagung von Ur-Europa 1999 bekannt (Haug 2000a, S. 57)
Bei späteren Begehungen des Bärensteins entdeckten wir oben auf dem Hügel fünf Vertiefungen und die dazugehörigen Eingänge am Rand des Bauwerks. Unser Versuch, während einer Ortsbesichtigung staatliche Stellen für das Bauwerk zu begeistern, um es auf diese Weise dem Denkmalschutz in Obhut zu geben, schlug leider fehl, obgleich kompetente Forscher und zwei Juristen anwesend waren und sich dafür einsetzten.

Der Bärenstein bei den Externsteinen (nach Walter Haug)

Haug Plan Bärenstein

Literaturangaben:

Dubronner, Walter (2001): »Weitere „megalithische“ Bauwerke im Kraichgau entdeckt« in: Efodon-Synesis Nr. 48 (Hohenpeißenberg)
Geise, Gernot L. und Haug, K. Walter (2001): »Sensationelle megalithische Nekropole bei Würzburg gefunden!« in: Efodon-Synesis Nr. 47, S. 4–18 (Hohenpeißenberg)
Haug, K. Walter (1992): »Das Felsengrab des Keltenkaisers in Sternenfels« Vortrag gehalten in Horn, Mai 1992; veröfftl. in „Rückschau“S. 45-49 (Machalett-Verein, Horn i. W.)
(2000): »Pyramiden auch in Deutschland?« in: Efodon-Synesis Nr. 38 (Hohenpeißenberg)
(2000a): Die Hälden – verkannte Felsnekropolen der Megalithkultur (Ur-Europa-Jahrbuch, S. 57-66; Kolbermoor)
Haug, K. Walter und Schmid, Reinhard (2001): Unsere Dorfsteinbrüche – Die größten Megalith-Monumente der Welt? (Walzbachtal im Kraichgau)
Haug, K. Walter: www.megalith-pyramiden.de/Infoportal Cairnforschung/index.html

Uwe Topper, Berlin 20.7.2003

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert