Julio Caro Baroja durchleuchtet den Historiker Annio von Viterbo

Caro Baroja zeigt an einem Lehrbeispiel, wie eine gut angelegte Fälschungsaktion aus theologischen Gründen abgelehnt wurde und dennoch Geschichte machte

1. Teil

Die Bleitafeln von Granada, die ich (in »Die Große Aktion«, 1998, S. 81, nach der Lektüre von Mayans 1742) besprach, können als klassisches Beispiel für eine mißlungene und dennoch erfolgreiche Fälschung dienen. Nachdem ich kürzlich das hervorragende Buch von Caro Baroja (1991, hierzu besonders Teil 3) entdeckt habe, das sich mit Fälschungen aller Art in der spanischen Geschichte beschäftigt, liegt der Sachverhalt noch deutlicher zutage. 1588 wurden angeblich in dem »phönizischen« Turm Turpiana (in Wirklichkeit Minarett der ehemaligen Hauptmoschee von Granada), der dem Bau der neuen katholischen Kathedrale weichen mußte, Reliquien, Bleitafeln, Münzen und Schriftstücke gefunden, die eine ganz besondere Rolle im politischen Streit um die Ausbreitung des Katholizismus spielen sollten. Der Erzbischof, der den Fund aus Vernunftgründen ablehnte, starb sehr schnell und wurde durch Pedro de Castro ersetzt, der zur Durchsetzung dieser Politik sogar eine Schule einrichten ließ, die bis heute fortlebt. Er ließ 1595 und 1597 weitere Funde in den Höhlen des Sacromonte (Heiliger Berg) machen, die das Vorhaben unterstützten. Es ging um die ganze Linie der katholischen Lehre, die hier festgelegt werden sollte. Entgegen der ausdrücklichen Weisung aus Rom wollte die spanische Kirche eine frühe Christianisierung Spaniens vor vielen Jahrhunderten durch einen Jünger Jesu, Sankt Jakob (Santiago von Compostela), historifizieren, wobei man ihm sieben Schüler zur Seite gab, die alle aus dem islamischen Umfeld zum Katholizismus bekehrt worden sein sollten. Selbstverständlich mißfiel das dem italienischen Papst, denn er sah in Santiago einen sich verselbständigenden Machtanspruch der spanischen Kirche, die noch immer die Geschicke der Kurie mitbestimmte. Für uns wäre hier wichtig anzumerken, daß heute Sankt Jakob längst zur geschichtlichen Figur geworden ist, die sogar noch sieben Jahrhunderte vor die Islamisierung Spaniens gesetzt wird. Mit anderen Worten: Die Erfindung hatte Erfolg, sie wurde nur durch die neue Chronologie in einer Weise koordiniert, die den spanischen Theologen damals noch zu ungeheuerlich erschienen sein muß.

Damals ging es den Spaniern noch nicht darum, die frühe Christianisierung Spaniens schon vor der Zeit der islamischen Herrschaft zu verkünden, sondern vor allem die in Andalusien und im Königreich Granada verbliebenen Moslems sowie die Neugetauften mit der Kirche zu versöhnen, indem ihnen vorgemacht wurde, daß Islam und Christentum sich gut miteinander vertragen, ja eigentlich ineinander überführbar seien, was eben die ›heiligen apostolischen Jünglinge‹, Sankt Jakob und seine Jünger, einst vorgemacht hatten. Dafür brachten die Bleitafeln Texte in Arabisch, aus denen die Rechtmäßigkeit dieser neuen Doktrin hervorging und sie als schon lange gelehrt erscheinen lassen sollte. Zwar waren die Tafeln in recht seltsamen Buchstaben verfaßt, die als »hispano-béticos« bezeichnet werden; ich würde die Lettern eher Aramäisch oder verunstaltetes Hebräisch nennen, zum Teil sind es fantasievoll orientalisierte lateinische Buchstaben. Die 18 Schriftstücke waren echt Arabisch geschrieben von zwei Moslems: dem gebildeten Arzt und Übersetzer des Königs, Alonso del Castillo, und dem einfacheren Miguel de Luna, ebenfalls Arzt und Übersetzer, der eher dialektal schrieb. Jedenfalls hatte das Unternehmen höchste Billigung seitens des Hofes und der Jesuiten.
Leider waren die historiographischen Fehler im Text so offenkundig, daß sich sogleich einige Gebildete dagegen sperrten, auch wenn sie nicht auf Seiten des Vatikans standen. Der Streit wogte sehr lange, weit über hundert Jahre.

Miguel de Luna, der weniger das klassische Arabisch beherrschte, aber um so mehr die ländlichen Legenden kannte, schrieb übrigens 1592 eine wichtiges Buch, das nicht ohne Folgen blieb: »Die wahrhaftige Geschichte von König Rodrigo, in der der Grund für den Verlust Spaniens und dessen Eroberung durch den Herrn aller Gläubigen, Almanzor, König von Afrika und Arabien, beschrieben wird.« Verfaßt war sie nicht von Luna selbst, das hätte nicht der damaligen Mode entsprochen, sondern »von dem weisen Richter Abulkassim Tarif ben Tariq, gebürtig aus Petra in Arabien.« Da haben wir den ganzen Märchenschatz zusammen: Rodrigo, den ‚letzten Westgoten‘, und die beiden Eroberer Tarif und Tariq, hier in einer Person (was auch verständlich ist, denn Q und F sind Lesefehler, sie schreiben sich in unterschiedlichen arabischen Handschriften gleich), sowie den bekannteren Heerführer Almansor, der nach heutiger Ansicht dreihundert Jahre später lebte und nie König von Arabien oder Herr der Gläubigen war; hier scheint noch chronologisch festzustehen, daß die Almoraviden die ersten kriegerischen Eroberer der Halbinsel waren. Eine Versetzung der islamischen Eroberung um 300 Jahre vorher war noch nicht erfolgt. Und sogar das rosenrote Petra in Palästina kommt vor!

Später wurde die in dem Roman augenfällige Unkenntnis der „wirklichen“ Geschichte als volkstümlich bezeichnet, das Ganze schrittweise ›berichtigt‹ (z.B. durch Pedro del Corral) und schließlich die Vorlage vergessen. Lope de Vega und andere wichtige Personen ließen sich davon inspirieren und gaben diesen Legenden die historische Weihe. So entsteht Geschichte.
Auch wenn Luna diesen Text verfaßt haben mag, so tat er es sicher nicht allein, und die Einführung ins offzielle Geschichtsbild erfordert die Annahme, daß zahlreiche Theologen dabei mitgewirkt haben.

Zurück zu den Reliquien und Texten des Sacromonte. In denen wird eine bis dahin unbekannte katholische Kirche im Mittelalter geschaffen und so manche Lehre unterstützt, die gerade jetzt im Entstehen war: die Unbefleckte Empfängnis, das Fegefeuer, zahlreiche Heilige (mit ihren Knochen), antike römische Städte usw. Um die Moslems Andalusiens zu gewinnen, lobt Maria Muttergottes die Araber und ihre Sprache und sagt ihnen eine große Zukunft voraus. Wenn auch nicht alles in Italien geglaubt wurde, in Spanien gelten große Teile davon heute als legitime Geschichte. Dem Papst gelang es zwar, den Erzbischof Pedro de Castro nach Sevilla zu versetzen, wo er fast neunzigjährig 1623 starb, aber die kostbaren Reliquien und Texte waren damit nicht aus der Welt geschafft. Das eigentliche Ziel haben sie nicht erreicht. Die verbliebenen Moslems, reiche und gebildete Menschen, fähige Handwerker und unverzichtbare Bauern, wurden ab 1612 in mehrjähriger Aktion übers Mittelmeer nach Afrika zwangsverschifft, womit der Niedergang der Provinz Granada besiegelt wurde.
Einige Hauptakteure dieser Geschichtsschöpfung wie Román de la Higuera und seine Gegenspieler habe ich 1998 (S. 79-87) schon beschrieben, hier wäre noch nachzutragen, daß auch der berühmte deutsche Jesuit Athanasius Kircher 1665 als Experte herangezogen wurde und sich für die Echtheit der Funde aussprach. Erstmals ergeht 1682 eine völlige Aburteilung vom Papst aus, die aber längst nicht alle Lügen beseitigt oder rückwirkend wieder aus den Büchern tilgt. Das wäre unmöglich. 1739 appelliert noch einmal ein Lehrer des genannten Collegiums von Granada an den Papst, die Reliquien und Texte endlich anzuerkennen. Ein Index von Madrid 1844 mußte noch immer ausführlich gegen die Erfindungen einschreiten, denn es wurden weiterhin Schriften mit deren Inhalt verbreitet.
Bis zur Klarstellung 1964 durch den portugiesischen Theologen Miguel de Oliveira (siehe Topper 1998, S. 87 ff) blieb Santiago theologisch auf seinem Thron, und auch heute gilt er noch volkstümlich als der erste Missionar Spaniens sowie als der offizielle Schutzpatron des Königreichs.

2. Teil
Von ganz eigener Kuriosität ist die Geschichte von der Auffindung der Bücher des Königs Numa im Jahre 181 v. Ztr. (umgerechnet), die Titus Livius, Plinius, Varro und mehrere andere lateinische Schriftsteller berichten, dazu auch der Grieche Plutarch. Das Ereignis hatte Wellen geschlagen, und das zu Recht! Es war ein Skandal erster Güte, wenn man den Berichten glauben möchte: Unterhalb des Janushügels in Rom fanden Landarbeiter beim Pflügen zwei steinerne Kisten, die mit Blei verschlossen und mit Schriftzügen verziert waren. Die eine sollte laut Aufschrift die Gebeine des zweiten Königs der Römer, Numa Pompilius (715–672 v. Ztr., umgrechnet) enthalten, war aber leer, die andere enthielt wie außen angekündigt vierzehn Bücher desselben, sieben in Latein und sieben in Griechisch. Es waren Gesetzesschriften, religiöse und philosophisch-historische Abhandlungen, die ihn als Schüler des Pythagoras auswiesen.

Manchen Kommentatoren kam es seltsam vor, daß die Knochen verwest, die Papyrus-Bücher dagegen nach fünf Jahrhunderten noch erhalten geblieben und lesbar waren, aber die Frage nach der Echtheit wurde beiseitegeschoben. Es ging um wichtigeres: Der Sinn der religiösen und philosophischen Texte war den Herrschenden höchst unangenehm, weil er ihre – obgleich teilweise noch an Numas Gesetzgebung orientierte – Anschauung von Recht und Unrecht in Frage stellte. Pythagoras wurde damals aus politischen Gründen (zwischen dem zweiten und dritten Makedonischen Krieg) abgelehnt. Deshalb beschloß der Senat nach längerer Verhandlung, die Texte dem Feuer zu übergeben, was durch den Opferpriester vor allem Volk vollzogen wurde.
Wer nun mit mir weiß, daß die lateinischen Texte in der Renaissance geschrieben wurden, durchschaut auch den Sinn dieser Anekdote: Der Vorfall soll ein Vorbild für die Kirche schaffen, die dann jederzeit das Recht hat, unliebsame Texte mit der Begründung der religiösen Unkorrektheit zu verbrennen, auch wenn es sich um echte Funde aus der Antike handeln sollte.
Was uns hier wieder interessiert, ist weniger die Frage, wo die steinernen Kisten geblieben sind (die ja nicht verbrennen konnten), sondern die chronologische Frage, die bei allen gelehrten Abhandlungen zu diesem Thema – und das waren reichlich viele bis ins vergangene Jahrhundert (siehe Caro Baroja, S. 24 f) – übergangen wurde: Pythagoras lebte nach heutiger Vorstellung 150 Jahre nach Numa, das wußte Titus Livius wohl noch nicht, und die Leute zwei Jahrhunderte vor ihm ebensowenig. Seltsam!

Die Herstellung eines verbindlichen Zeitstrahls, und damit ist keineswegs die Feinjustierung im Bereich von einigen Jahren gemeint, war in der Renaissance noch nicht erfolgt. Man sprang über Jahrhunderte, als wäre das unwichtig. Erst mit Scaliger, Kalwitz und Petau, Baronius und Papebroich usw. entstand der Fahrplan unserer Geschichte.

3. Teil
Betrachten wir nun eingehender den Historiker Annius von Viterbo und seine Arbeit.
Viterbo liegt nicht weit von Rom und hat seinen fast mittelalterlichen Charakter gut bewahrt, schreibt der bekannte spanische Anthropologe Caro Baroja (1914–1995), dem ich in diesem Kapitel weitgehend folgen werde, denn im ersten Teil seines Buches über »Die Fälschungen der Geschichte« (1991) hat er sich ausdrücklich den von Annius von Viterbo ausgelösten »Thubalismus« vorgenommen, der folgenschwer für die gesamte Geschichtsschreibung wurde und beispielhaft erkennen läßt, wie unsere Geschichte und Zeitrechnung geschaffen wurden. Der Dominikanermönch Annius ist seltsamerweise schwer als Person auszumachen im Gegensatz zu seinem nachhaltig wirkenden Geschichtswerk. In den gängigen Lexika kommt er nicht vor. Er soll 1432 in Viterbo geboren sein als Giovanni Nanni, was leider ein gar zu häufiger Name ist, Johannes mit Koseform für Hans, Nanni; und Annius ist nur die Latinisierung, die »der des Jahres« bedeuten dürfte, also »Chronist«. Er habe einen Aufruf zum Kreuzzug gegen die Türken verfaßt, was damals zum guten Ton gehörte und Gelder einbrachte. In späteren Jahren sei er Günstling der Päpste Sixtus (IV) und Alexander (VI) gewesen und wurde vermutlich vom Sohn des zweiten, Cesare Borgia, 1502 vergiftet, wobei dessen Frau eine tragische Rolle gespielt haben soll.
Die Erfindungen Nannis gehören mehr als alle anderen Fälschungen oder Täuschungen zur Geschichte Spaniens (und des Orients) und waren lange Zeit Hauptgegenstand hitziger Streitschriften, obgleich sie eigentlich von Anfang an von den Gebildeteren als ausgedacht erkannt und abgelehnt wurden.
Die erste Ausgabe seiner »Kommentare zu verschiedenen Autoren, die über das Altertum sprechen« soll von Eucharius Silber 1498 in Rom in gotischen Lettern gedruckt worden sein; sie ist heute äußerst rar, wie sich Caro Baroja ausdrückt, der wohl kein Exemplar gesehen hat, obgleich er zu allen Bibliotheken Zugang hatte, die seltensten Handschriften untersuchen konnte und selbst eine reichhaltige Bibliothek besaß. Die Schwierigkeit der Datierung aller Schriften vor und um 1500, besonders aus Italien, die von mir in meinen Büchern besprochen wird, hat Caro Baroja nicht bemerkt.
Selbstverständlich ist ihm aufgefallen, daß etwas nicht stimmen kann, wenn Scaliger junior (geboren 1540) etwas über Nanni sagt, was er von dessen Zeitgenossen selbst gehört haben will, wo Nanni doch schon (italienisch) 1502 gestorben ist. Daß hier kein Versehen vorliegt, sondern die beiden Jahresrechnungen nicht übereinstimmen, kommt kaum jemandem in den Sinn. (Ich ziehe im folgenden die spanisch-deutschen Daten vor, nicht nur, weil ich sie besser kenne, sondern auch weil sie mir etwas wahrscheinlicher vorkommen als die italienischen; der Abstand von 38 Jahren entspricht dem zwischen der Era und AD.)

Ein gelehrter Jurist von gutem Ruf, Latino Latini (1513–1593) aus Viterbo, erzählte Nicolás Antonio (der dies 1575 veröffentlichte), wie Nanni eine Steintafel mit Schrift versehen ließ, diese auf einem Weinberg vergrub und dann durch Arbeiter ans Tageslicht befördern ließ und den Stadtvätern als Beweis des hohen Alters ihrer Stadt – »zweitausend Jahre vor Romulus von Isis und Osiris gegründet« – schenkte, wobei der Erzähler sich noch an den Anfang dieser Inschrift erinnert: EGO SUM ISIS …, was nicht nur heute höchst belustigend wirkt, sondern schon damals als Witz gegolten haben muß; wobei ich nur darauf hinweisen will, daß dies als Augenzeugenbericht galt, d.h. daß eine Verschiebung von allermindestens einer Generation anzunehmen ist.
Viele andere Gegner von Nanni lebten nach diesem (falschen) Schema zwei Generationen später, was dem ganzen Streit die Aktualität genommen hätte: Albert Krantz und Isaac Casaubonus, um nur die uns bekannteren zu nennen. Ein gewisser Dominikaner von großem Ruhm, Leandro Alberti, starb 1552 an Schwermut, weil er in seiner zwei Jahre vorher in seiner Stadt Bologna erschienenen »Beschreibung ganz Italiens« dem Nanni auf den Leim gegangen war. Das wäre ein halbes Jahrhundert nach Nannis Erfindung wohl keinem Gelehrten mehr passiert. Wir müssen Nannis »Kommentare«, die später unter dem Titel »Berosus« erschienen, um etwa diesen Zeitraum verjüngen, wie auch aus deren Inhalt selbst hervorgeht. Nanni soll sogar der Index-Kongregation von Rom angehört haben, die nach heutigem Wissen erst 1559 in Aktion getreten war.

Auch mir ist (in meinem Buch 1977, letztes Kapitel) der schreckliche Fehler passiert, die »thubalistischen Chroniken«, wie sie zusammenfassend genannt werden, ernstzunehmen, was mich zum Glück nicht schwermütig werden läßt, da ich mich in erlauchter Gesellschaft weiß. Zu meiner Entschuldigung könnte ich auch anführen, daß ich zwar völkerkundlich geformt die volkstümlichen Überlieferungen beurteilen konnte, aber theologisch nur schwach entwickelt war, um literarische Schöpfungen kritisch sichten zu können. Um Theologie handelt es sich allemal, vor allem um das liebste Steckenpferd der Mönche, die Chronologie.

Nanni war Dominikaner und hatte auch Chronologie studiert, heißt es, was aufhorchen läßt, denn ›so früh‹ (angeblich 1452 bis 1472) wäre das kaum zu vermuten. In seinem Hauptwerk, eben dem berühmten »Berosus«, bringt er Jahreszahlen mit großer Virtuosität, die zum Teil noch heute im Umlauf sind, wenn man ihm auch die 36 Tausend Jahre der mesopotamischen Dynastien vor der Sintflut in akademischen Kreisen nicht mehr abnimmt. Gerade die Behauptung eines großen Geschichtszyklus von 36.000 Jahren ist Ausdruck eines Standardmaßes der Präzessionsbewegung: ein Grad entspricht hier hundert Jahren, was für frühe astronomische Traktate der Renaissance normal war.
In Nannis »Berosus« erfahren wir weiter, wie Noah mit seinen drei Söhnen und deren Frauen nach der Großen Flut die Erde neu besiedelt, so wie wir das aus dem Alten Testament kennen, das also entweder von babylonischen Chroniken abstammt oder umgekehrt als Vorlage dem Berosus diente. Welch herrlicher Beweis für die göttliche Wahrheit der Heiligen Schrift!
Erwartungsgemäß wird auch Spanien bei dieser Neubesiedlung nicht ausgelassen, einer der Enkel Noahs, Thubal, unternimmt diese schwierige Aufgabe. Er bringt Kultur und Schrift mit, Astronomie und Landvermessung, Architektur und Musik usw. Seitdem gilt er als Ahnherr aller Iberer, und die Geschichten, die wir diesem Streich verdanken, kursieren unter dem Sammelbegriff »Thubalismus«. Thubals Sohn, der ihm auf dem Thron folgte, hieß sinnigerweise Ibero; dieser gründete ebenfalls viele Städte und lehrte die Menschen den Ackerbau. Nun spult die ganze Kette der rund tausend Jahre spanischer Monarchie ab, mit Brigo dem Burgenbauer (daher der Name Kastilien) und Turdetano, dem Begründer der ersten Universitäten im Lande. Es folgen weitere klingende Namen von Königen wie Hispalo, Hispano und Hespero, drei Herkulesse, Gerion und Caco usw., insgesamt 24 (wie in der Apokalypse), die man in meinem erwähnten Buch (S.413) nachlesen kann. Italo, Sicano und Sicelus unterstreichen den gerade zu Nannis Zeit angefochtenen spanischen Anspruch auf Süditalien. Und das alles im zweiten Jahrtausend vor Christus.
Warum nicht, möchte der aufgeklärte Leser ausrufen, für die Ägypter, Assyrer und Babylonier gibt es doch entsprechende Königslisten, die noch heute geglaubt werden. Warum verdirbt man den Spaniern den Spaß?

Ein berühmter Zeitgenosse dieser Vorgänge, Antonio Agustín, beschrieb in seinem »Dialog über Medaillen, Inschriften und andere Altertümer« die Machenschaften der Geschichtsfälscher und ihre Gründe und stellt in der Einleitung lapidar fest: »Ohne Berosus und Methasthenes und Bruder Johann von Viterbo oder ohne die Inschriften eines Cyriac von Ancona gibt es keine spanische Geschichte«, was uns das ganze Ausmaß dieser Erfindungen bewußt werden läßt. Es besagt auch zugleich, daß man Bescheid wußte und doch machtlos dagegen war. Hier sind Mechanismen spürbar, die uns die Arbeit der ›Großen Aktion‹ in grellem Licht zeigen.

Dazu paßt auch, daß man schließlich doch ›echte‹ Fragmente dieses sagenhaften Berosos (auch Berossos geschrieben) in griechischen Texten aufstöberte, herausgegeben von Müller in Paris 1848, um auf diese Weise wenigstens Josephus Flavius und Euseb zu retten, die ihn zitierten. Dazu gab es noch einen Pseudo-Berosos von Kos, das gehört zum Geschäft. Das nämlich war die schlaue Taktik von Nanni gewesen: Als Autor hatte er sich einen ›bekannten‹ Priester aus Babylon gewählt, der mehrfach erwähnt worden war und über den schon einige Geschichten in Umlauf waren. Außerdem hatte er Kenntnis von Keilschriftüberlieferungen, die seine ›History-fiction‹ untermauerten. Den Rest konnte er geschickt erfinden ohne zunächst aufzufallen, bis aus theologischen (!) Erwägungen die Sache aufflog: Nannis Verwendung biblischer Daten war unzulänglich, vermutlich weil er noch keine Standardbibel besaß.
Das gilt wohl auch für ein anderes Buch von Nanni, seinen Kommentar zu den fünfzehn Kapiteln der Offenbarung des Johannes. Heute hat das letzte Buch der Bibel, das vermutlich eine der ältesten judenchristlichen Schriften ist, 22 Kapitel, aber ursprünglich waren es wohl nur vierzehn, wie ich (1993) in langer Kleinarbeit zu zeigen versuchte. Wenn man diesen Kommentar Nannis datieren könnte (angeblich 1480), dann wäre die Arbeit des ›Herausgebers‹ der Offenbarung, die nach der Niederschrift durch ›Johannes‹ erfolgte, auch zeitlich einzuordnen, nämlich frühestens nach Nannis Kommentar. Das wäre wieder einmal eine Umschichtung von Erkenntnissen, die ich schon abgeschlossen glaubte; andererseits wird wohl auch dem Leser immer klarer, daß die chronologiekritische Arbeit gerade erst begonnen hat und uns noch viele Überraschungen bevorstehen.
Der griechisch schreibende ›echte‹ Berosos hatte schon chronologische Manipulationen vorgenommen. Unter anderem vereinigte er die babylonische Zeittafel mit der nachfolgenden assyrischen und schuf ein einheitliches Zahlenreich, das sich bis zu Darius (und sogar bis zu Alexander) erstreckte, verfaßt zwischen »280 und 260 v.Chr.« Allein schon die Arbeitsweise läßt erkennen, daß hier dieselben Leute am Werke waren wie der »Fälscher« Nanni, der das Pech hatte, gar zu dick aufzutragen, denn seine lateinischen Texte mußten schon sprachlich Verdacht erregen. Nanni hatte in seiner Sammlung auch ein Buch von Archilochos, »Über die Zeitläufe«, gebracht, worin die griechische Chronologie mit der babylonischen verbunden wird, ein weiteres Husarenstück in diesem aufregenden Zahlenspiel.
Die Inspiration zu zahlreichen Details war Nanni beim Lesen des Josephus Flavius und noch mehr des Euseb gekommen (den ich als einen der frühesten Chronologieschöpfer schon 1998, Kap. 6, untersuchte). Da wir nicht wissen, wann das war, müssen wir noch etwas tiefer in die Rezeptionsgeschichte einsteigen. Einer der frühesten Verbreiter des Berosos sei Lorenzo de Padrilla gewesen, der Hofchronist von Kaiser Karl V. Dessen Nachfolger, der bekannte Florián de Ocampo, habe sich dessen nur handschriftlich niedergelegtes Wissen angeeignet (was nicht stimmen muß, es wird im 17. Jh. berichtet). Padrillas Exemplar, das von Thubal bis zu Hannibals Überquerung der Pyrenäen reicht, trage eine Widmung an den Kaiser, datiert 1538. Florián de Ocampos »Crónica General de España«, auf die dann alle Nachfolger sich beziehen, sei zuerst 1543 erschienen, in zweiter Auflage 1545. Ab diesem Zeitpunkt befinden wir uns vermutlich auf festem Boden. Der Belgier Johann Vaseo aus Brügge, der in Salamanca lehrte, hat dort eine entsprechende Chronik 1552 herausgegeben.

Das frühe Datum von Nannis »Kommentaren«, 1498, kann demnach nicht stimmen. Es wird nur durch einen Hinweis scheinbar unterstützt, nämlich daß ein gewisser Lucio Marino Sículo (gestorben 1533) ein »Wunderbuch« über Spanien verfaßt habe, das in der ersten Gestalt schon 1496 oder 97 (also ein Jahr zu früh) den Thubal als Kolonisator Spaniens erwähnt, aber eben nur diesen, noch dazu als Sohn des Janus (statt des biblischen Japhet). Erst in der stark erweiterten Neuauflage von 1530 kommt dann die vollständige Königsliste des Berosos vor. Ich entnehme daraus, daß Nannis Werk auf keinen Fall vor diesem Datum, möglicherweise erst ein Jahrzehnt später, gedruckt wurde. Es wird auch ein anderer Mönch, Johann von Rihuerga, als möglicher Überträger der Berosos-Information genannt, das wäre ebenfalls nach 1540 gewesen.
Pedro de Medina, der die vollständige Liste bringt, soll schon 1548 gedruckt sein; mir lag nur die Ausgabe von 1587 (zusammen mit Perez de Mesa) vor, die dann in den Zeitraum der heftig entbrannten Kontroversen fällt.

Über den Inhalt erübrigt es sich, außer dem bisher angedeuteten mehr zu sagen, es wären für uns heute alles Mythen und Anekdoten aus der Vorgeschichte. Auffälligerweise kommen viele spanische Städte vor, wobei durchaus verläßliche Nachrichten über antike Bauwerke eingestreut sind, was den Kritikern Schwierigkeiten machte. Auch die heute als historisch akzeptierten Festpunkte der Geschichte des Zweistromlandes sowie kurze Bezüge auf die ägyptische Geschichte (nach Manethon) erwecken beim unbefangenen Leser den Eindruck, daß hier ein Rückgriff auf später verlorengegangene und nur mühsam durch Ausgrabungen heute wiedergewonnene Überlieferungen vorliege (wie wir es von den Verteidigern der Germania des Tacitus kennen).
Bekanntgeworden ist der vorsintflutliche Kulturbringer und Halbgott, halb-Mensch-halb-Fisch, Oannes (Johannes?), der vermutlich aus einigen Rollsiegeln rekonstruiert wurde, die diesen sagenhaften Lehrer der frühen Menschheit abbilden. Die erst im letzten Jahrhundert entdeckten und entzifferten Keilschrifttafeln von Ninive (u.a.) bestätigen aufs schönste einige Aussagen von Euseb und Nanni, was mich keineswegs wundert, denn es sind ja nur wenige Wissenschaftler in der Lage, Keilschrift zu lesen, und diese sind meist Theologen gewesen. Bei entsprechenden Vorgaben kommen passende Lesungen heraus. Und wie konnte Nanni davon schon wissen? Gab es um 1500 noch Leute, die Keilschrift lasen oder wenigstens den Inhalt dieser Überlieferungen in groben Zügen kannten? Genau das muß ich annehmen.

Ein Hinweis ergibt sich aus der Mitteilung, Nanni habe als Vorsteher des Dominikanerklosters in Genua einen Bruder Georgia Armenio beherbergt, von dem er das Wissen erhalten haben könnte. Auch wenn das erfunden ist, legt es doch die Spur frei: Die Armenische Kirche wandte sich damals unter der Bedrängung durch die Türken an den Vatikan und sparte nicht mit Geschenken von kostbaren Büchern, die auf diese Weise auch gerettet werden sollten. Der enge Zusammenhang zwischen den Iberern des Westens und denen des Kaukasus, vornehmlich in Georgien, ist seitdem ein Grundthema in allen spanischen Geschichtsbüchern. Speziell wurde auch die Verwandtschaft zwischen kaukasischen Sprachen und dem Baskischen betont, was bis heute beliebt ist. In den Diskussionen des 16. und 17. Jahrhunderts war dies ein wichtiger Beweggrund für die Beschäftigung mit Berosos.
Der Bezug zwischen Orient und Okzident war schon auf arabischer Basis versucht worden. Inhaltlich begegnen sich an dieser Stelle die Geschichte Spaniens von Jimenez de Rada, Erzbischof von Toledo im »12. Jahrhundert«, mit der sogenannten »Ersten Chronik Spaniens« von Alfons X (»13. Jh.«) und mit Nannis »Berosus« auf das engste. Wenn wir diese über mehrere Jahrhunderte gestreckte Geschichtsschreibung als das erkennen, was sie ist, nämlich künstlich gestreckt, – wenn wir sie also synchronisieren – sehen wir recht gut, was hier vor sich ging: Schöpfung der Heiligen Geschichte (Historia Sagrada), und das ist nichts anderes als das Alte Testament aus spanischer Sicht. Es versteht sich, daß da einige Texte auf der Strecke bleiben, andere verbessert oder nachgereicht werden mußten. Von Alfonsos »Erster Chronik« gibt es zwei Fassungen, auch der Josephus Flavius war zuerst noch nicht das, was man heute liest.
Dabei ist nun keineswegs mehr auszumachen, wer zuerst was schrieb, wer wen benützte und wessen Endfassung sich durchsetzte. Das Ganze war ein Gemeinschaftswerk über mehrere Generationen hinweg, wobei es durchaus vorteilhaft aussah, auch mißlungene Stücke als ›Fälschungen‹ auszusortieren. Das gab dem Endergebnis einen seriösen Anstrich.
So erklärte etwa der französische Protestant Matthias Bärwald (Matthieu Béroalde, 16. Jh.), daß man im Altertum in Babylonien nicht soviel von der Geschichte Spaniens habe wissen können, daß ein derart umfangreiches Werk davon zeugen könne; darum müsse es fabuliert sein (Caro Baroja S. 61).

Nicht zu übersehen ist, daß einige spanische Autoren noch sehr lange den Nanni verteidigten, der extra für die Spanier geschrieben hatte, denn hier ging es um Macht. Die Erfindung der katholischen Lehre und der Bibel ist ja zum Teil in Spanien geschehen, und das wollte man sich nicht aus den Händen reißen lassen. Außerdem war die Verknüpfung von griechischer Mythologie mit der orientalischen (›hebräischen‹) ein wichtiges Anliegen der Spanier gewesen, das nun der Bereinigung weichen mußte.

Dieser Vorgang brauchte rund zweihundert Jahre. 1667 veröffentlichte der Priester Gregor Argaiz ein Buch mit Kommentaren zur Chronik eines Mönchs Hauberto (worüber ich schon 1998, S.81 berichtete), die ein gewisser Lupián Zapata entdeckt und beschrieben hatte und gerade in diesem Jahr gestorben war. Mithin könnte auch Argaiz selbst der Verfasser gewesen sein, der sich hinter Zapata versteckt, hinter dem sich Hauberto befindet. Letzterer war Enkel von Deutschen, die unter Karl dem Großen nach Sevilla ausgewandert waren, schrieb also im 9. Jh. Eine Eigentümlichkeit dieser Chronik ist, daß die frühen spanischen Könige nun auch Frauen haben, die namentlich als Königinnen erwähnt werden: Noahs Frau heißt Tythea, Japhets Frau Noela und Thubals Frau Sepharad (wie sinnig! Sefarad ist der jüdische Name für Spanien). Homer hatte eine spanische Mutter und besuchte seine spanische Heimat auch, und sogar Nebukadnezar war König von Spanien. Viele dieser Informationen gehen übrigens auf »antike« Schriftsteller zurück; diejenige über Nebukadnezar findet sich im Josephus Flavius (Antiquitates judaicas X, 227 und Contra Apiano I, 44), wobei der geheimnnisvolle Megasthenes als älteste Quelle bürgen soll. Er wäre ein griechischer Historiker gewesen, der um 300 v.Chr. durch Seleukos Nikanor zum indischen König Sandrakotta (=Aleksander Gupta) als Gesandter geschickt worden war und hinterher sein Buch »Indika« verfaßte (herausgegeben von Müller in Paris 1848). Caro Baroja merkt in diesem Zusammenhang an (S. 101), daß derartige Traditionen, wie sie die Thubalisten produzierten, im Gegensatz zu denen des 19. Jahrhunderts stehen und »schwer zu sagen ist, was historisch gesehen falscher ist.«

Die andere Chronik, die Argaiz verwendete, die des Luitprand von Pavia, stammte von dem Erzfälscher Román de la Higuera und war leichter aufzudecken (Topper 1998, S. 79). Insgesamt gelang es jedoch nicht, alle Erfindungen auszumerzen, denn das gesamte historische Gebäude war ja in dieser Weise erfunden und bestätigte sich inzwischen selbst.
Die Anspielungen auf spanische Orts- und Personennamen im »Berosus« sind so zahlreich, daß einige Beispiele genügen sollen: Setubal, die portugiesische Stadt südlich von Lissabon, gab möglicherweise den Anlaß für die Verbindung von Thubal mit Iberien, so wie auch der berühmte andalusische Philosoph Ibn Tufail hier nicht ausgespart werden konnte. König Betis trug seinen Namen nach dem bekannten Fluß, den die Araber Guadalqivir (Großer Fluß) nannten; König Ibero hieß nach dem Ebro, Tago nach dem gleichnamigen Fluß, Hispalo nach Sevilla (beziehungsweise seine Stadt nach ihm), und sogar baskische Namen werden nicht verschont. Nicht zu vergessen: der berühmte Manethon, der uns die ägyptische Chronologie bescherte, wird hier in vollem Licht dargestellt.
Die Stadt Rom wird »Berosus« zufolge zuerst in Spanien gegründet, es ist Valencia (die Borgia-Päpste stammten daher). In Nannis Kommentar dazu wird die Geschichte des Märtyrers Laurentius (St. Lorenz) erwähnt, die erst im 17. Jahrhundert zugunsten von Huesca entschieden wurde (wie ich 1998, S. 82 darstellte).

Die Hauptsache ist jedoch die Chronologie. Thubal betritt Spanien 42 Jahre nach der Sintflut, nämlich 2173 v.Chr., und rund ein Jahrtausend später endet dieser erste Teil der spanischen Monarchie, der damit gleichwertig neben den Historien der Babylonier und Ägypter steht, die ganz ähnlich hergestellt wurden. Die weitere Geschichte wird an Nebukadnezar und klassische Griechen angeknüpft, auch an die Karthager. Es gibt hier sogar schon die beliebten ›symmetrischen‹ Jahreszahlen, zum Beispiel besteigt König Argantonio von Tartessos im Jahre 622 v.Chr. den Thron, das ist spiegelbildlich zum Beginn der Sarazenenherrschaft, deren Epoche (Hegira) 622 AD angesetzt wird.
In dem sehr ausführlichen Text über das karthaginische Spanien schreibt Ocampo auch, daß die Karthager im Jahre 392 v.Chr. die Inseln Amerikas besuchten. Mag ja stimmen, daß die Karthager dorthin fuhren, nur das Datum – muß das ausgerechnet eine 92 am Ende haben? Wir sehen, die Komputisten sind hier ganz in ihrem Element.

Dies wurde zur Perfektion gebracht durch den Mönch Alonso Maldonado, dessen »Cronologia Universal« 1614 erschien und die Tage seit der Erschaffung der Welt (3964 v.Chr.) bis 1605 genau zählte, also eine Parallelarbeit zu Scaligers berühmter julianischer Zählung. Darin sind die thubalistischen Angaben integriert, und damit steht wohl fest, warum Scaligers System (durch Petau) siegte: Der spanische Eigenweg, der eher begonnen hatte und lockerer erfunden war, mußte um jeden Preis ausgeschieden werden. Die Kirche wollte nur eine einzige Chronologie gelten lassen. Im Kampf gegen die spanischen Machtansprüche mußte der Thubalismus vernichtet werden. Darum hat man Nannis Werk bloßgestellt und seine Nachfolger schrittweise ausgegrenzt. Daß dennoch ein sehr großer Teil der ›historischen Fakten‹ unbemerkt ins fertige Bild hineinschlüpfte, ist akademischerseits nicht einmal bis heute bemerkt worden. Oder anders gesagt: Wie lächerlich die Erfindung der orientalischen Geschichte ist, nämlich der thubalistischen für Spanien ebenbürtig, das wird gerade heute erst einigen Kritikern wie Caro Baroja klar.
Die Überwindung des Thubalismus hatte auch etwas Gutes für Spanien. Wenn ich heute dort die Kritik an den hohen Jahreszahlen vortrage, ernte ich manchmal mitleidiges Lächeln. Bei uns hier in Spanien, sagt man mir, gibt es nicht diese überzähligen Jahrtausende wie im Orient; bei uns beginnt Geschichte tatsächlich erst mit dem 8./7. Jh. v.Chr. mit den phönizisch-karthagischen (›orientalisierenden‹) Einflüssen. Und echte Geschichte erst mit den Römern.

Caro Baroja, Julio (1991): Las Falsificaciones de la historia (en relación con la de España) (circulo de lectores, Barcelona, 218 pp.)  (2° 1992, Seix Baral, Barcelona)

Die Untersuchung der Bleitafeln durch Caro Baroja wird hier beschrieben.

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