Das Neueste im Jahr 2018

Das Neueste aus der Chronologiekritik im Jahr 2018

  1. Heinsohns neue Theorie
  2. K. Walter Haug: neue Entdeckungen !
  3. Felsengleise werden immer mehr gefunden
  4. Das Alter des Menschen
  5. Mellaarts Betrug nochmal aufgedeckt
  6. Höhlenbilder sind uralt
  7. Germanenstreit und Keltenfrage
  8. Zeitensprünge 3/2017 – Zeitensprünge 1/2018 (und traurige Nachricht)

Heinsohns neue Theorie

Der 2017 begonnene Beitrag, in dem die Neuigkeiten des Jahres mitgeteilt werden, wird hiermit fortgesetzt und im Laufe des Jahres je nach Ereignis ergänzt.
Das Jahr 2018 fängt schon spannend an: Peter Winzeler hat eine vergleichende Betrachtung von Heinsohns neuer Theorie verfaßt, die von uns dreien, also auch von Heinsohn und mir, gewünscht war und nun hier zu lesen ist.
Damit wird meine Besprechung von Heinsohns neuer Theorie nicht überflüssig, sondern bereichert um die neuesten Entdeckungen von Heinsohn, die Winzeler aufmerksam mitverfolgt hat.
Nimmt man als dritten Aufsatz Heinsohns Brief an Illig dazu, in dem Heinsohn die Entstehung seiner neuen Theorie beschreibt, dann bekommt man einen ersten Eindruck von der Tragweite dieser Forschung.
All three articles are also available in English.

Heinsohn sagt: “Die Historiker erkennen nicht, daß sie die Geschichte verdoppelt haben, indem sie zwei verschiedene Zeitrechnungssysteme anwenden: Beim Zeitraum vom 9. bis 6. Jahrhundert v.Ztr. folgen sie der Hebräischen Bibel, wogegen Daten aus dem 6. bis 3/2. Jh. v.Ztr. hauptsächlich von griechischen (Herodot) oder lateinischen Texten abgeleitet sind. Livius hat die geschichtlichen Berichte mehrere Male hintereinander angewandt um 753 v.Ztr. zu erreichen.”
“Wir werden sehen, daß die vor-hellenistischen Zeiträume des ersten Jahrtausends v.Ztr. nicht nur zweimal sondern dreimal in unseren Geschichtsbüchern erscheinen. Das dritte Schema zwecks Erfüllung dieser Aufgabe kam nicht aus der biblischen oder griechischen Chronologie, sondern war durch fehlerhafte astronomische Rückberechnungen geschaffen worden. Sie versetzten das Material des 1. Jahrtausends zurück in ein zweites Jahrtausend v.Chr.”

Spannender noch wird es im 1. Jahrtausend unserer Zeitrechnung. Heinsohns Arbeit über Augustus – Diokletian wird von Peter Winzeler empfohlen und ist zum Herunterladen frei.

Und jetzt das Allerneueste (18. 10. 2018) : Heinsohn arbeitet an einem 600-Seiten-Buch (englisch) zum überstreckten ersten Jahrtausend: The stratigraphy of Rome.

Außerdem schickt er ein 60-Seiten-Resumée an seine Freunde und Gesprächspartner: Polish origins

Fensterrosette mit Jahrkreuz und Fischer in Portugal

Als Kurzfassung gibt es einen ganz knappen Einblick für Neueinsteiger auf einer einzigen Seite (englisch): Nutshell

Als bequemen Einstieg für deutsche Leser in Heinsohns neue Ergebnisse bezüglich des Römischen Reiches im 1. Jahrtausend unserer Zeitrechnung bringe ich hier mit freundlicher Erlaubnis von Gunnar Heinsohn die Übersetzung der Vorrede und eine sprechende Grafik aus dem oben genannten englischen Text “stratigraphy of Rome”.

Was gibt es sonst noch?

Neue Artikel von Uwe Topper:

Zum besseren Verständnis, was an Toppers These neu ist und sich von früheren Entwürfen der Kollegen abhebt:
Die Abnahme der Erdschiefe (in vier Sprachen).

Außerdem: eine Buchbesprechung zum Kelten-Mythos von Jean-Louis Brunaux

Weiterführend einige Gedanken zum Wort Kalender, die im “Jahrkreuz” (2016, S. 26) kurz angerissen wurden: “Die Kaland-Brüder, ein Hinweis auf die vorchristliche Religion”.

K. Walter Haug: neue Entdeckungen !

Gleich zum Jahresbeginn hat uns K. Walter Haug ein besonders starkes Präsent auf seiner Seite angezeigt:
megalith-pyramiden Teil 1 : “Entdeckungen von Maurice Gernhälter und Sangha Kifoula im Emmental: “Steinbrüche” mit schraffierten Felswänden, Felskammern und enorm großen Kavernen, die Auseinandersetzung mit offiziellen Fehldatierungen. Handelt es sich um Tempel, Grabmonumente?”
Teil 2: “Unglaubliche Monumente im Emmental: Felspyramiden und eine Felskathedrale. Wer hat uns die Scheuklappen aufgesetzt?”
megalith-pyramiden.de Teil 3 : 9. Februar 2018: Soeben teilt K. Walter Haug (Cairn Forschungsgesellschaft) mit, daß der 3. Teil des Schweiz-Artikels erschienen ist. Es wird immer erstaunlicher ! “Ein Sonnentor bei Aetigkofen, Kt. Bern und eines bei Wernsbach, Mittelfranken. Standen Mammuts Model?”
Teil 4 der Serie pünktlich zum Osterfest nun : “Prähistorische Felsgrabkammern und Stollen in der Schweiz und Österreich. Eine Maschine, die Meißelschraffuren erzeugt? Fragwürdige Datierungen von Vertretern der langen und noch längeren Chronologie.”
Jeder sollte das lesen, auch wenn es mit Chronologiekritik weniger zu tun hat. Es ist einfach faszinierend mitanzusehen, wie Haug in den letzten Jahrzehnten immer weiter vorgedrungen ist und Geheimnisse aufklären kann, die zwar vielen aufgefallen sind (mir auch immer wieder), aber doch unerklärlich blieben. Gut zur Einführung ist folgendes interview:
https://www.youtube.com/watch?v=NFONqqmS0SA

Gerade ist Teil 5 erschienen. Was Walter Haug in letzter Zeit erarbeitet hat, nimmt immer großartigere Züge an. Man schaue selbst, was er und seine Helfer herausgefunden haben: Megalithpyramiden
Die Genauigkeit der Beweisführung ist immer schlagender geworden: ohne visionäre Fantasie, rein aufgrund der technischen Überlegungen zur Steinbearbeitung wird deutlich, daß es eine vorgeschichtliche Hochkulturform bei uns gegeben haben muß, von der wir nichts wußten. Die atlantische Kultur (Topper 1977) nimmt Gestalt an.
Einen kleinen Kommentar erlaube ich mir: Haug schlägt vor, daß die hiesigen Cairn-Bauten und verwandte Schöpfungen durch ägyptische Kontakte und Handelsreisende beeinflußt wurden. Könnte es nicht auch andersherum gewesen sein, daß reiselustige (und politisch hochbegabte) Atlantikbewohner ins Niltal eindrangen und dort ihre großen Ideen erstmals perfekt ausführen konnten, weil eine willige Bevölkerung die Möglichkeit dazu bot?
Im umgekehrten Fall würde ich Hieroglyphen im Kraichgau erwarten, statt Blondschöpfen mit Suebenknoten auf dem Pharaonenthron.

Und gerade erschienen: Teil 6 der ausführlichen Beweisführung für das hohe Alter der Cairns in Deutschland und der Schweiz: Cairns
Dazu lese man auch den Artikel über den “Steinbruch” von Burgdorf von Dipl.Ing. Maurice Gernhälter: Steinbrüche

Felsengleise werden immer mehr gefunden

Geheimnisvoll bleiben auch die Felsengleise, über die auf unserer Chrono-Seite berichtet wird, wieder mit staunenswerten “Neuerwerbungen”, die aufgrund ihrer Aussage über die mehrstufigen Katastrophen und die unverstandene Entwicklung der Technik einen besonden Anstoß zur Chronologiekritik geben; hervorzuheben sind neue Funde von Felsengleisen in beiden Amerikas!
Schon 2017 beschäftigte sich eine Webseite mit den Felsengleisen.

sowie mit den von mir untersuchten horra und den keltischen Cairns von Walter Haug.
Ebenso aufregend sind die Zyklopenmauern und gigantischen Tempelreste mit ihren Klammern, die vermutlich aus Metall hergestellt, aber den Archäologen noch keine Untersuchung wert waren. Hier wird eine Notiz mit einer neuen Lösung angehängt. Diese Artikel befinden sich noch auf der antropologischen Seite parallel zu dieser.

Nun etwas ganz kurioses aus der Presse:

Das Alter des Menschen

Nicht brandneu aber noch nicht überholt, mir gerade in die Hände gefallen, ein Artikel aus der Wochenzeitschrift DER SPIEGEL vom 9. Dez. 2017 (S. 128 f): “Knochenjäger in der Fotofalle”. Da wird leicht belustigt berichtet, wie ein “Mann, der tagsüber als Arzt sein Geld verdient”, mit einem Co-Autoren mehrere Aufsätze in angesehenen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht hat, die besagen, daß in Untermaßfeld in Thüringen Menschen schon 650.000 Jahre eher, als bisher wissenschaftlich bewiesen, gelebt haben. Der Arzt hat das an den Knochen an Schnittspuren erkannt, die auf menschliche Tätigkeit zurückzuführen seien. Allerdings wurden Fragen nach der Herkunft der Knochen gestellt, denn gerade in der staatlichen archäologischen Ausgrabung in Untermaßfeld waren Hunderte von Knochen abhanden gekommen, und der Autor des Artikels konnte den Herkunftsnachweis seiner Knochen nicht so leicht erbringen, weil das Entwenden der Knochen als Diebstahl geahndet werden könnte.
So wurden Knochen und Steine in zwei Paketen an ein dortiges Museum abgeliefert, damit diese nun wieder in den Fundus der Grabungen von Untermaßfeld eingereiht werden konnten und damit der Herkunftsnachweis erbracht sei.
In dem ganzen Artikel des SPIEGEL wird der Name des Arztes nicht genannt, obgleich er durch einen Prozess in dieser Angelegenheit bekannt ist. “Das Verfahren wurde gegen Geldauflage eingestellt”, hauptsächlich wegen Verjährung (der Diebstahl liegt mehr als fünf Jahre zurück): Dr. med Günter Landeck aus Bad Hersfeld in Hessen, Internist und Kardiologe. Zusammen mit dem Katalanen Joan Garcia Garriga hatte er die Auswertung der Funde von menschlich verursachten Kerben an Knochen in Artikeln im “Quarterly International” (316, pp. 73-93, 2013 und 436, pp. 138-161, 2017), sowie im “Journal of Human Evolution” (2016), veröffentlicht, die auch diskutiert wurden (“Nature” vom 13. Nov. 2017). Landeck ist Direktor der North Hessian Prehistoric Society.
Der Fundort ist unter Fachleuten weltweit berühmt. Es geht um eine Änderung bekannter Lehrmeinungen, die am Ende 650.000 Jahre betragen, nämlich die Behauptung, daß vor einer Million Jahren schon Menschen in Mitteleuropa eingewandert seien. Für ein so hohes Alter lohnt sich offenbar die ungewöhnliche Vorgehensweise.
Außerdem haben die amtlichen Wissenschaftler nun erkannt, daß die Schnittspuren auch anders zustande gekommen sein können, sie müssen nicht durch Hominide verursacht sein. Und damit erübrigt sich das Thema der Altersänderung des paläontologischen Hominidenfundes.
Warum war jahrelang niemand auf den Gedanken gekommen, nachzuprüfen, welches Material der Autor eigentlich hatte, bevor man es diskutierte?
Uwe Topper 23. März 2018

Und noch ein Presse-Fund:

James Mellaart gibt aus dem Jenseits seine Betrügereien zu

Ilya Topper schreibt am 20. 3. 2018:
Las gerade gestern in einer türkischen Zeitung, was vorige Woche (am 12. März) durch die englische Presse ging: James Mellaart ist nun endgültig durch seinen Nachlass als Fälscher überführt, alle Wandzeichnungen die er in Çatalhöyük (angeblich inzwischen 9.000 Jahre alt) ausgrub, hat er selbst entworfen, und er hat diese Fälscherei bis zu seinem Lebensende (2012) betrieben, und noch darüber hinaus: In seinem Testament bat er, von ihm entdeckte luwische Inschriften nach seinem Tode zu veröffentlichen, wenn es nicht vorher gelänge. Es gelang gerade erst, im Dezember 2017, durch einen Nachfolger und Archäologen, Eberhard Zangger, der nun, durch Stöbern im Nachlass, feststellt, daß Mellaart auch diese Inschriften selbst geschrieben hatte. Nun hat er das entrüstet an die große Glocke gehängt: Mellaart trieb das 50 Jahre lang! Das Fazit ist, daß alles was Mellaart je berührt hat, als falsch angesehen werden muß, da, falls irgendetwas echtes dabei sein sollte, es von seinen Erfindungen nicht mehr zu trennen ist. Das überrascht uns natürlich nicht (siehe hier unser Beitrag von 2002 Fälschungen in Anatolien), kann uns aber einen weiteren Baustein zum Gesamtbild liefern: Die so oft beobachtete Strategie mancher Fälscher, ihre Sachen erst nach ihrem Tode zu veröffentlichen, wenn also Eigennutz kein Motiv mehr sein kann. Warum Mellaart es tat, fragen sich die Fachleute nun.

Kopf eines “archaischen” Schweins aus Hacelar / Anatolien. Foto: Topper

Der Fälschung überführt wurde Mellaart bereits 1965 kunststilistisch durch Peter Ucko und im August 1971 in London mit Hilfe der Thermoluminiszenz-Methode; einige Fachleute wußten seitdem Bescheid (siehe Hamblin). Ebenso Illig 1988.
Nachtrag: Laut wikipedia hat Mellaart von 1964 bis 2005 am Institute of Archaeology der Universität London anatolische Archäologie gelehrt. Das von ihm aufgestellte Geschichtsbild für Anatolien ist nicht mehr auszulöschen, die hohen Altersangaben werden nur immer abstruser weitergesponnen.

Literatur:
Hamblin, Dora Jane (1977): Türkei, Land der lebenden Legenden (Lübbe; USA 1973)
Pearson, Kenneth, und Connor, Patricia (1968): The Dorak Affair (New York)

Ilya Topper, 23. 03. 2018

Zum Thema Mellaart siehe folgenden Beitrag .

Umdatierung spanischer Höhlenbilder

Seit gentechnisch geklärt wurde, daß der Neandertaler nicht ganz und gar ausgestorben ist, sondern als einer der Vorfahren des heutigen Menschen gelten muß, also irgendwie doch mit uns verwandt ist, wird auch sein kultureller Status aufgewertet. Die neuen Erkenntnisse wurden durch den Physiker Dirk Hoffmann vom Max-Planck-Inst. Leipzig in “Science” veröffentlicht, liest man im Berliner “Tagesspiegel” vom 23. Febr. 2018. Offenbar stammen Höhlenmalereien im Norden Spaniens nicht vom Homo Sapiens sondern vom Neandertaler, denn sie sind mehr als 60.000 Jahre alt, und da gab es den Sapiens noch nicht.
Die roten und schwarzen Linien, Zeichen, Punktegruppen und sogar Fragmente einer Kuh (laut Abbildung) gehören zu jenen Kunstzeugnissen, die älter als 45.000 Jahre sind, können also nur vom Neandertaler stammen. “Besonders gut eignet sich für solche Altersbestimmungen in Höhlen im Kalkgestein die Uran-Thorium-Methode, auf die sich Dirk Hoffmann spezialisiert hat.” (Roland Knauer in besagtem Artikel im Tagesspiegel). Dabei werden die über den Malereien entstandenen Sinterschichten untersucht (die Malerei bleibt völlig unberührt!), womit das Mindestalter der Farbaufträge aus dem Verhältnis von Uran und Thorium (seinem Zerfallsprodukt) sehr genau berechnet werden kann. Und das ergab in diesem Fall 64.800 Jahre.
Da der moderne Mensch die Iberische Halbinsel erst vor 41.000 Jahren erreichte, ist die “Sensation” perfekt. In der Aviones-Höhle (Cartagena) an der Südostküste Spaniens fand man sogar Zeugnisse menschlicher Tätigkeit (Schmuckstücke aus Muschelschalen), die mit dieser Methode ein Alter von 115.000 Jahren zugeschrieben bekamen (veröffentlicht durch dieselben: Hoffmann, Joao Zilhao u.a. in “Science Advances”).
Da mit den Zeichnungen bewiesen ist, daß dem Neandertaler erhebliche geistige Fähigkeiten zuzuschreiben sind, “die denen des modernen Menschen nicht nachstanden”, ist nun rätselhaft, warum diese Menschengattung ausgestorben ist.
Im Rahmen unserer kritischen Überlegungen, die schon die Anwendung der Radiokarbon(C14)-Methode zwecks Datierung in Frage stellten (Blöss-Niemitz), muß ein solches Ergebnis der Uran-Thorium-Analyse höchste Verwunderung auslösen, vor allem: daß so weitreichende Schlüsse durch Physiker für die Kunstgeschichte und die Entwicklung des Menschengeschlechts daraus gezogen werden.

Lit.:
Blöss, Chr. und Niemitz, H.-U. (1997): C14-Crash. Das Ende der Illusion, mit Radiokarbonmethode und Dendrochronologie datieren zu können (Gräfelfing b. München)
Hoffmann, Dirk; João Zilhão, et al.: “Science” 23 Feb 2018 (Vol. 359, Issue 6378, pp. 912-915)
dies.: “Science Advances” 22 Feb 2018 (Vol. 4, no. 2)
Jacob, Sandra und Dirk Hoffmann: “Neandertaler dachten wie wir” – Max-Planck-Gesellschaft 22. Febr. 2018

Die Abbildung stammt vermutlich aus Henri Breuil; Hugo Obermaier; H. Alcalde del Rio (1913): La Pasiega a Puente-Viesgo (Santander) (Espagne) (Monaco, A. Chene); hier nach Tagesspiegel 23.2.18. Die rechte Nachzeichnung stammt aus der offiziellen Beschreibung der Höhle La Pasiega und wird als Tierfalle aufgefaßt; dem oberen Tier fehlt das Vorderteil, dem unteren das Hinterteil; geschätztes Alter war bisher 15.000 Jahre, kaum jünger als die Malereien der Höhle Altamira in der Nähe.

Uwe Topper, 25. März 2018 (ergänzt 4. 5. 18)

Und hier das Allerneueste in der Presse vom 13. 9. 2018:

Forscher der Uni Bergen fanden in einer Höhle in Südafrika ein knapp 4 cm langes Steinchen mit neun sich kreuzenden Ockerlinien, die auf ein Alter von 73.000 Jahren datiert werden. “Ein mit Farbresten gefülltes Schneckenhaus deute daraufhin, dass Homo sapiens womöglich schon vor 100.000 Jahren zeichnete.” dpa

Hallo! Zufällig auf www.q-mag.org gefunden: obige rote Höhlenmalerei (links), und dazu eine noch viel aufregendere Pressenotiz: In der französischen Höhle Bruniquel, die 1995 schon untersucht wurde, fand man kürzlich ” 336 m vom Eingang entfernt … eine fremdartige kreisförmige Struktur aus 400 Stalagmiten-Stücken in zwei konzentrischen Kreisen mit einem Gesamtgewicht von 2,2 t und einem Alter von 176.500 Jahren! ” Ohne verschmitztes Augenzwinkern sondern überwältigt von der großartigen Altersanalyse mit der Thorium-Uran-Methode bringt Anne-Marie de Grazia, die Grande Dame der alternativen Forschung in Amerika, uns diesen Leckerbissen des aktuellen Forschungsstandes. (UT 07.04.2018)
Einen Artikel dazu auf Heise, Telepolis, fand ich soeben, er verweist auf Nature volume 534, pages 111–114 (02 June 2016), liegt also bald zwei Jahre zurück.

Neuer Beitrag zur Uran-Thorium-Methode zwecks Datierung der frühesten künstlerischen Äußerungen des Menschen

Germanenstreit und Keltenfrage

Nach meinem ersten Vorstoß im Mai 1996 mit einem Vortrag in Hamburg im Kreis der “Zeitenspringer” um Heribert Illig und Gunnar Heinsohn, gedruckt dann auch in deren Vierteljahresheft Zeitensprünge (2/1996, S. 169-185) mit dem Titel   “Wer hat eigentlich die Germanen erfunden?” ist daraus ein richtiger Streit entbrannt, der bis heute die Federn nicht ruhen läßt. Die Reaktion war damals emotional und aufgeheizt.
“Die Wochenzeitschrift DER SPIEGEL (Nr.44, 28. Okt. 1996) brachte Titelbild und zwölfseitige Story mit den neuesten Erkenntnissen über “Die Germanen – unsere barbarischen Vorfahren”, ohne den geringsten Hinweis darauf, daß man die lateinischen Texte eigentlich erst einmal auf ihre Entstehungszeit und -absicht prüfen müßte, bevor man sie als Beweis zitiert für die im taciteischen Geist rekonstruierten archäologischen Funde.
Und andererseits Aufschrei und Gegenattacken, aus denen ich erkennen kann, daß hier ein heiliges Gefühl verletzt wurde, … “(U. Topper, “Germanische Überlebensstrategien. Antwort auf die Kritik von Jurisch” in: Zeitensprünge 2/1997, S. 226-231)
Im Buch “Die Große Aktion” (1998) habe ich mich dann in dem Unterkapitel Tacitus (S. 45-52) bedingtermaßen knapper gefaßt, aber so sachlich wie möglich das auch war, einer der Verlagsherren sprach sich wegen dieser These gegen das Buch aus. Nur weil Grabert eben ein weitgefächerter Verlag ist, kam es dann doch noch dort heraus.
Darum noch einmal ganz knapp: Der Unterschied zwischen dem heutigen Begriff Germanen (politisch-soziologisch) und einer Untersuchung der Entstehungsweise des Begriffs (literarkritisch-historisch) ist verwischt, ja einigen Streitern offensichtlich unklar. Daß irgendwer irgendwann einmal ein Wort erst prägen muß, bevor es in aller Munde gelangt, ist zwar selbstverständlich, aber wer es war, der in der Vergangenheit ein Volk “Germanen” nannte (von Hunderten von Begriffen oder Stammesnamen, die zur Verfügung standen), muß erst herausgefunden werden. Wie Poggio Bracciolini und Enea Silvio (Papst Pius II) und Ulrich von Hutten diesen Begriff einführten, ist spannend. Man sollte es bei Topper nachlesen, auch wenn ich nicht der erste war (Vorarbeit leisteten Christian Karl Barth, Baldauf und Kammeier) und nicht alles gleich richtig erkannte. Insgesamt ist es noch richtig.
Übrigens brachte im Mai 2013 DER SPIEGEL einen weiteren Aufsatz zum Thema: Diesmal ist es Cäsar gewesen, der die Germanen erfand. Nicht schlecht, aber ob “Tacitus” von “Cäsar” abschrieb oder umgekehrt, oder beide aus derselben Quelle schöpften, ist schwer auszumachen.
Und nun lese ich in einer Buchwerbung im Internet:
< Gab es Germanen? Eine Spurensuche. 208 S., geb. (Antaios Verlag)
Autor: Andreas Vonderach, Jahrgang 1964, studierte Geschichte, Anthropologie, Geographie sowie Politikwissenschaft und ist regelmäßiger Autor der Sezession. Letzte Buchveröffentlichungen: Anthropologie Europas. Völker, Typen und Gene vom Neandertaler bis zur Gegenwart (2008), Die deutschen Regionalcharaktere. Psychologie und Geschichte (2012).
Zum neuen Buch: Die Methode der Dekonstruktion macht auch vor Völkern nicht halt: Nichts sei substantiell vorhanden, als Einheit bereits gegeben – auch die Germanen nicht. »Die Germanen haben in Wirklichkeit nie existiert. Sie sind ein Mythos«, so die Quintessenz ‘progressiver’ sprich kulturmarxistisch motivierter Forschung.
Stimmt das? Oder gab es die Germanen doch? Der Anthropologe Andreas Vonderach hat sich auf Spurensuche begeben. Sein Ergebnis ist eindeutig: Es gab uns doch!
Vonderach kann einige Gedankenkonstrukte indoktrinierter Historiker entkräften. >
Soweit die Buchwerbung.
Nun wundere ich mich: indoktriniert sind wir alle von der Schulzeit an, aber kulturmarxistisch ?
Ich mußte erstmal nachschlagen, was damit gemeint sein könnte. Es handelt sich um ein amerikanisches politisches Schlagwort, das die linke Szene teffen soll und abfällig benützt wird. Die ‘Frankfurter Schule’ wird dabei genannt.
“Germanen” ist eben ein gefühlsbetonter Begriff erster Güte, wie schon die Aussage “Es gab uns doch!” erkennen läßt.

Wie mir gerade ein Mitarbeiter aus Frankreich schreibt, werden nun auch die Kelten kritisch untersucht durch einen etablierten Archäologen und Historiker, Jean-Louis Brunaux (Direktor beim CNRS), der mit den Erfindungen aufräumt und den verträumten Romantikern des Pan-Keltenthumes die längst nötige Aufklärung gibt: Genau genommen gab es Kelten nur als Stammesföderation zwischen dem 6. und 1. Jh. v.Ztr. im mittleren und südlichen Frankreich. Dieser Begriff wurde dann immer mehr erweitert, hauptsächlich im 19. Jh., auf die “keltischen” Inseln ausgedehnt und mit Sprachdenkmälern ausstaffiert, wie die Gesänge des Ossian und die der bretonischen Barden. Das hatte auch politische Gründe, die schon mit den Hugenotten begannen (16. Jh.) und in der Revolution ausuferten. Heute gehören die europaweiten Kelten zum Standardwissen.
Brunaux, Jean-Louis (2014): Les Celtes – Histoire d’un mythe (Belin éditeur, Paris)
Dazu findet man Interviews (auf you tube, am 18.11.2014 bei Mollat in Bordeaux) und in “Le Point” 2374 vom 1.3.2018 (S. 120-121). Die gerade erschienene 2. Auflage des Buches wird hier besprochen (auch auf Englisch).

Die “Zeitensprünge” 3/2017 sind ebenfalls zum Neuen Jahr pünktlich erschienen, 166 spannende Seiten, das meiste von Heribert Illig selbst erarbeitet. Die interessantesten Artikel werden von mir in gewohnter Weise besprochen.

Im Mai sind auch die Zeitensprünge 1 – 2018 erschienen; immer erfreulich vom Fortschritt der Kollegen zu lesen. Eine   kurze Besprechung ist aufgetischt.

Zeitensprünge

Am 22.8.2018 kommt überraschend die Nachricht : Heribert Illig läßt seine Zeitschrift “Zeitensprünge” (Gräfelfing b. München) mit diesem Jahrgang enden. Ob eine elektronische Fortsetzung, wie von mir gefordert *, folgen wird, ist nicht gesagt. Obgleich kein Grund angegeben wird, ist anzunehmen, daß es dem Herausgeber an Mitarbeitern und Texten mangelt. Wir bedauern diese Entscheidung und sagen noch einmal Dank für die vielen Informationen, die in den vergangenen rund dreißig Jahren durch dieses Bulletin verbreitet wurden.
Uwe Toppers einstige Beiträge seien hier kurz aufgelistet:

VORZEIT FRÜHZEIT GEGENWART/ZEITENSPRÜNGE Hrg. Heribert Illig,
Beiträge von Uwe Topper

(1994): Die Siebenschläfer von Ephesos; in: Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart 1/94, S. 40-55. (jetzt auch im Archiv hier)
(1994): Zur Chronologie der islamischen Randgebiete; in: VFG 6/3, 50-71. (hier im Archiv)
(1994): Eine Polsprungmythe in berberisch-sufischer Überlieferung in ZS 1/95, S. 59-73 (im Archiv)
Leserbrief in ZS 3/95, S.363
(1995): Entstehung des Slawentums; in ZS 4/95, 461-482
(1996): Wer hat eigentlich die Germanen erfunden? 2/96, S. 169- (im Archiv)
Leserbrief 1000 Jahre Österreich in:ZS 2/96, S. 243
Leserbrief zur Kalenderrechnung in: ZS 3/96, S. 398
(1996): Hinweise zur Neuordnung der Chronologie Indiens, in ZS 4/96, S. 436-447 (im Archiv)
(1997): Germanische Überlebensstrategien: Antwort auf die Kritik von Alexander Jurisch (in ZS 4/96: “Gegen grundlosen Kahlschlag in der Geschichte”); in ZS 1/97, S. 226-231 (im Archiv)
(1998): Chinas Geschichtssschreibung. Prüfstein für oder gegen Illigs Mittelalterkürzungsthese? in: ZS 2/98, S. 259-275
(1998): Ein neues Bild des mittelalterlichen Spanien in: ZS 3/98, S. 466-491

Außerdem der Beitrag von Ilya Topper:
Topper, Ilya Ullrich (1994): 300 Jahre Phantomzeit? Kritische Anmerkungen, in VFG 4/94, S. 64-75 (hier im Archiv)

Uwe Toppers zahlreiche Besprechungen vieler Beiträge der ZS findet man im Lesesaal unter Zeitensprünge.

* Anmerkung wie am Ende meiner Besprechung der ZS 2/2017 gesagt:
“Am guten Schluß darum noch ein Zuruf, der nicht nur an den Herausgeber der Zeitensprünge gerichtet ist:
Alle Artikel der Zeitensprünge und ähnlicher Publikationen sollten im internet frei zugänglich werden, so wie es die Arbeiten dieser Webseite (verantwortlich: Ilya Topper) schon von Anfang an waren. Dann würde sich eine Diskussion leichter führen lassen.
Scharfe Streitigkeiten können ausgetragen werden, aber Mißgunst und Totschweigen von Kollegen ist kein Weg, der uns weiterführt.”

Das Neueste im Folgejahr 2019 ist hier.

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